Ist
sie real?
Die
Frage ist, bin ich meiner Überzeugung von Tierliebe (hier im
Besonderen Liebe zum Pferd) treu? Wenn ich denke, ich liebe mein
Pferd, was tue ich denn oder woran mache ich das fest? Jeden Tag muss
ich sie neu beweisen. Sonst ist es eine Floskel. Sonst ist es wie
beim Stolz. Ich kann mir auf die Schulter klopfen: Ich liebe mein
Pferd. Ja toll, aber kann es das Pferd spüren oder tue ich nur so?
Doch
wie ist es denn in unserer menschlichen Liebe zum Partner
beispielsweise? Da sagen wir auch nicht, sie gibt es nicht oder wir
täuschen uns. Die Liebe zum Pferd gibt es, sie ist auch real. Obwohl
ein großer Teil Bewunderung dabei ist und Faszination. Und doch ist
es eine Art von Liebe, von Zuneigung. Aber sie besteht nur (weiter),
wenn ich sie nähre. Sie lebt davon, gezeigt zu werden – sie wird
dadurch real, dass ich sie lebe und mir und dem Anderen zeige. Und
ganz besonders braucht es der Geliebte, dass wir ihm zeigen, wie gern
wir ihn haben, oder? Ich kann nicht eins sagen und das andere tun.
„Ich liebe mein Pferd! Ja, und was tue ich, was Liebe genannt
werden kann? Zumindest sollte ich dem Pferd zugestehen, nein zu
sagen. Das beinhaltet, zuzuhören und mich zu bemühen, zu verstehen,
was das Pferd mir sagt und es auch zuzulassen. Meist verlangen wir
nur und erlauben nichts, was von unserer Vorstellung abweicht. Das
ist keine Liebe. Das ist Sklaverei. Schließlich sind unsere Pferde
schon gefangen, wir bestimmen ihren Tagesablauf und mit wem sie wann
zusammen sein dürfen. Da sollte das Miteinander nicht auch noch von
zu viel Bestimmen dominiert sein. Nicht einfach, ich weiß. Fangen
wir mit unserer Einstellung dazu an, was wir vom Pferd erwarten.
Gefühle und Gedankenbilder können vom Pferd ein Stück weit
wahrgenommen werden. Das heißt: konzentrieren und innerlich wie
äußerlich voll und ganz dabei sein, was ich tue.
Wir
sind kein Pferd, um Chef zu sein. Wir sind kein Pferd, um das Pferd
zu dominieren. Wir sind ein Mensch, der (hoffentlich) denken und
reflektieren kann. Zuhören ist das Stichwort. Und dann nicht weg
hören, wenn es uns etwas mitteilt. Sicher ist es nicht einfach, die
Sprache der Pferde (richtig) zu deuten. Eine große Portion
Ehrlichkeit ist wichtig, sie zu verstehen. Und Verständnis für
seine Bedürfnisse.
Ich
glaube, das sind manchmal nur zehntel Sekunden. Wir merken, dass wir
zu viel verlangen, nehmen ein „nein“ wahr, aber haben unser Ziel
im Kopf und visieren es zu überzeugt an, dass wir nichts anderes
zulassen wollen. Und schon ist der Moment vorbei, zu zeigen, dass ich
zuhöre und zulasse. Ich muss mich schulen, Reaktionen und Antworten
zuzulassen. Spontan sein, ist nicht immer leicht. Vom Plan und vom
gedachten Weg abzuweichen, braucht Flexibilität. Doch auch in einer
(menschlichen) Beziehung bin ich nicht immer gerecht, will mich
durchsetzen und überhöre den anderen. Ich kann an mir arbeiten.
Dazu ist eine Beziehung da, wenn ich es will. Und das kann ich auch
mit dem Pferd. Lernen, mich verbessern, zuhören und immer wieder:
zulassen und einräumen, dass ich Fehler mache. Sonst schiebe ich
alles, was nicht nach Plan läuft auf das Pferd. Doch Pferde machen
alles richtig. Es wirkt „falsch“, weil wir die Fremdsprache nicht
richtig beherrschen.
Und
Liebe ist Beziehung – ein Miteinander. Wenn ich das nicht vergesse,
ist ein großer Schritt schon getan.
Sage
„ja“ in der Beziehung zum Pferd und räume ihm ein, ein Partner
auf Augenhöhe zu sein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen