Im nachfolgenden Beitrag habe ich Fotos und Skizzen eingebettet zum besseren Verständnis. Einige davon stammen nicht von mir, da sie anderweitig schon so treffend vorliegen. Ich habe sie mit Link gekennzeichnet, denn ich möchte diese nicht klauen.
Ich möchte hier ein paar Erfahrungen
weitergeben, die ich mit meinen so unterschiedlichen Pferden mit
verschiedenem Ausbildungsstand gemacht habe und Eindrücke, die mir aufgefallen sind in verschiedenen
Filmchen, die auf Youtube und Facebook geteilt werden.
Das Ziel mit dieser Ausbildungsmethode
(Muskeldehnung und Spannung mit Stellung und Biegung und der
Herausforderung auf kleinem Kreis die Balance zu halten und unter den
Schwerpunkt zu treten) ist ein kraftvoll trabendes Pferd, dass sich
in Stellung und Biegung ausbalanciert trägt und nicht auf dem
händigen Vorderbein abstützt. Im Gegenzug dazu also kein schiefes,
weil ungebogenes, ungleich, schwerfällig oder schlurfendes oder
hektisch davon stürmendes Pferd.
natürliche Schiefe |
Denn: schief ist das Pferd von Natur
aus. Die Aufgabe in
der Ausbildung ist das Geraderichten, also „Ausgleichen“
der Schiefe.
Denn: das Pferd ist von Natur aus zu einer Seite hohl und damit auf der anderen leicht gebogen. Das Ziel ist es auf beiden Seiten gleich geschmeidig biegen zu können. Und somit das Pferd geschmeidig zu machen.
Denn: das Pferd belastet die Vorderbeine ungleich, weil es die händige Seite mehr belastet auf Grund der
Schiefe. So wollen wir diese händige Seite dazu bringen, Gewicht
abzugeben, die Schulter anzuheben und durch Dehnung und Biegung die
Ursache der Ungleichgewichtes zu minimieren.
der Ausbildung ist das Geraderichten, also „Ausgleichen“
der Schiefe.
Denn: das Pferd ist von Natur aus zu einer Seite hohl und damit auf der anderen leicht gebogen. Das Ziel ist es auf beiden Seiten gleich geschmeidig biegen zu können. Und somit das Pferd geschmeidig zu machen.
Denn: Schwerfälligkeit und Schlurfen rühren da her, dass die Hinterhand nicht aktiv und schwungvoll nach vorn Federn kann, weil es nicht ausbalanciert ist.
Denn: Pferde verhalten sich in der
Bewegung oder stürmen davon, wenn sie ihre Balance wiederfinden
wollen, ihre Balance, die sie mit der natürlichen Schiefe in freier
Bewegung haben. In Stellung und Biegung auf einer Kreislinie
verlieren sie ihre Balance. Denn Pferde bewegen sich von Natur aus
nicht auf einer Kreislinie. Sie schieben mit der Hinterhand, da das
der Fluchtmotor ist und dabei ist der Rücken gespannt, um mehr
Energie zum „Davonschießen“ zu haben. Der Mensch will mehr Last
auf der Hinterhand, einen aufgewölbten Rücken und das Gewicht vom
händigen Vorderbein gleichmäßig verteilen und die verkürzte hohle
Seite dehnen. Alles nicht so leicht, alles nicht der Traum eines
Pferdes.
Wer diese Zusammenhänge versteht und
Stück für Stück vorgeht mit Lob und zu motivieren, wird das Pferd
trainieren können, dass es geschmeidiger wird.
Um vom Ausgangspunkt (je nach
Ausbildungsstand und Durchlässigkeit, wenn mit der Equikinetic
begonnen wird) zum Ziel zu kommen, stellen wir uns natürlich dieses
Ziel vor und wollen das Pferd dahin bringen.
1. Gefahr ist hier, zu schnell zu viel
zu verlangen als sich ins Pferd hineinzufühlen und herauszufinden,
was zum jetztigen Zeitpunkt geht und wie viel Millimeter mehr möglich
sind ohne zu überfordern.
Ein schiefes Pferd mit der hohlen Seite
nach außen wird es sehr schwer fallen die innere Schulter anzuheben
und sich zu stellen und zu biegen. Schon im Schritt ist das eine
Herausforderung und nur Schritt für Schritt wird die hohle Seite
mehr gedehnt, dass das Pferd auf so einem kleinen Kreis überhaupt
balanciert schreiten/traben kann (also sein Gleichgewicht auf beiden
Vorderbeinen gleichmäßig verteilt, nicht auf der händigen Schulter
lastet und unter den Schwerpunkt treten kann). An Trab ist anfangs
nicht zu denken, wenn die Grundlagen nicht stimmen.
Mit manchen Pferden ist auch erst im
Stand zu üben sinnvoll, damit sie das Vorwärts-Abwärts verstehen
(auf Longenhilfe und Körpersprache hin) und die Stellung durch
Zupfen annehmen. Hierbei soll sich der Unterhals entspannen und der
Oberhals dehnen und der Rücken
sich wölben.
(zur Oberlinie, Nackenband: gute Erklärung hier:
http://www.hufschmied-hufbeschlag.de/Rueckenerkrankungen.htm |
und hier:
http://www.pferdewissen.ch/biomechanik1.php)
Durch Stellung und vermehrtes Biegen im Hals soll die
innere Hüfte nach innen kommen, so dass die Biegung von Kopf
(Genick) bis in die Schweifrübe durchgeht. (Ungeachtet dessen, wo
und was sich im Pferdekörper biegen kann.)
Es hat also keinen Sinn im Trab zu
beginnen, wenn das Pferd im Stand und Schritt nicht Stellung und
Biegung annimmt oder durch meine feinen Hilfen einnehmen kann.
2. Gefahr ist, mit der Longe
(Dauer-Zug, zu starkes „Zupfen“) und/oder Gerte/Peitsche/Longenende
dauernd treibend in Richtung Schulter (zum Anheben) bzw. Hinterhand
einzuwirken.
Erstens soll die Longe nur erinnern und
helfen, Stellung und Biegung einzunehmen und nicht zu halten. Denn Stellung und Biegung halten soll das Pferd eigenständig. Das kann es immer nur so
weit, wie es körperlich dazu in der Lage ist.
Zweitens ist die Gerte als verlängerter
Arm Unterstützung, um die Schulter anzuheben und mehr
unter den Schwerpunkt zu treten.
Beides soll als Ziel haben, sich rar zu
machen. Denn das Pferd soll lernen, sich selbst zu tragen in Stellung
und Biegung und in der Bewegung in Balance zu bleiben.
Die primäre Hilfe ist meine
Körpersprache. Die gilt es immer wieder unter die Lupe zu nehmen, um
Longe und Gerte weniger werden zu lassen. Auch beim Reiten ist der
Körper (Sitz) die primäre Hilfe. Schon am Boden können wir unser
Körpergefühl und -Bewusstsein trainieren.
Nach jeder Hilfe warten wir ein klein
wenig länger, bevor wir helfen (da ist dein Gefühl gefragt), wenn
das Pferd Balance/Stellung verliert. Wir wollen das Pferd
unterstützen mitzumachen und nicht erreichen, dass das Pferd nur von
uns gesteuert wird. Die Körpersprache oder unseren Körper
einzusetzen ist nicht so leicht, gerade wenn unsere Aufmerksamkeit
dem Pferd gilt.
Wenn das Pferd Schwierigkeiten hat, ist es manchmal auch sinnvoll eher einen Gang zurück zu gehen (vom Trab erstmal wieder in den Schritt oder Stand), damit keine Überforderung oder "Salat" entsteht.
Wir sollten nicht geneigt laufen,
sondern selbst in Balance, die Schultern nicht zu stark zum Pferd
gedreht, da das Hilfe zum Übertraten, nicht zum Untertreten ist. Die
Schulterachse sollte waagerecht und in Bewegungsrichtung ausgerichtet
sein. So auch die Füße, die Spitzen zeigen in Bewegungsrichtung,
sonst wirken sie bremsend oder seitwärtstreibend. Der Gertenarm
sowie der Longenarm sollten trotz gebender Hilfen immer wieder
entspannt werden. Schnell verkrampft die Schulter und
körpersprachlich dient das nicht der Losgelassenheit des Pferdes.
Auch sollten der Arm mit Longe nicht
nach unten gedrückt sein (dabei verspannt sich Oberarm und oder
Schulter), sondern wie beim Reiten, wird die Hand entspannt vor dem
Bauch getragen.
Ihr könnt den Versuch machen, wie sich
die Armhaltung auf die Schulter auswirkt und die Schulterachse schief
wird.
Auch unser Schritt ist Körpersprache.
Nicht eilig, sondern gleichmäßig entspannt – je nach Pferd und
Typ ruhiger zum beruhigen oder energischer für mehr Vorwärts. Wenn
wir üben, unterschiedlichen Schritt-Varianten einzusetzen, können
wir unser Pferd in der Schrittlänge steuern.
Körpersprache und Hilfen beginnen
schon beim Antraben für jedes Intervall. Wir wollen ein Pferd, das
beim Reiten auf möglichst wenig reagiert. Hier (vom Boden aus)
können wir den Grundstein legen. So hilft es schon, das Antraben
bewusst und mit weniger Hilfen (die sich steigern, wenn das Pferd
nicht reagiert) zu gestalten. Erst selbst etwas mehr Körperspannung
einzunehmen mit Impuls nach Vorn, sich gedacht mit der Brust mehr
nach vorwärts zu bewegen und eine sanfte Gertenbewegung in Richtung
inneres Hinterbein, wenn es vorschwingt. Auch hier macht es Sinn,
nicht einfach drauf los zu treiben, bis das Pferd trabt. So vergeben
wir uns die Chance, ein bestimmtes Hinterbein ansprechen zu können.
3. Gefahr: das Tempo des Pferdes falsch einzuschätzen. Denn es soll ja fleißig, also mit den Hinterhufen weit vor treten. Schön und gut. Wenn das jedoch zu einem Zeitpunkt verlangt wird, in dem das Pferd dazu noch nicht in der Lage ist, wird es rennen und den Takt, die Losgelassenheit und sicher auch Stellung und Biegung verlieren. Ja, das Pferd sollte fleißig untertreten und irgendwann auch mindestens in die Spur der Vorderhufe (je nach Körperbau). Doch kann ich das nicht durch Treiben, Treiben und nochmals Treiben erzeugen. Wenn die Hinterhand nicht genügend Kraft, der Rücken zu schwach oder irgendwelche Blockaden vorhanden sind, wird es Zeit brauchen oder ohne Ursachenbehebung nicht losgelassen und schwungvoll nach vorn treten. Ein Augenmerk sollte hierbei auf dem Takt liegen. Der sollte nicht zu schnell sein. Stell dir dabei eine schöne Schwebephase vor. Je schneller der "Takt", umso weniger schwebt das Pferd. Hier ist wieder das Gefühl gefragt, wie der Rhythmus und Takt wirken, entspannt oder eilend in Kombination mit dem Gesamtbild des Pferdes. Außerdem ist die Fortbewegung auf einem kleinen Kreis laut Physik nicht in hohem Tempo machbar, ohne dass die Fliehkräfte zu stark auf das Pferd wirken.
4. Gefahr, ist das Pferd zu überstellen oder die Fehlhaltung des Verwerfens nicht zu verändern. Die Stellung ermöglicht die Biegung. Der Hals kann sich stärker als der Rest des Pferdes biegen (auf das Thema, was sich im Pferdekörper biegt und wo keine Biegung möglich ist, will ich nicht eingehen). Verlange ich im Hals zu viel Abstellung und das Pferd ist noch nicht so biegsam, bringt es nichts. Um den Grad zwischen korrekt und zu viel oder zu wenig zu erkennen, sollte man sein Auge schulen und anhand von Bildern oder Videos immer wieder lernen, einzuschätzen wie die korrekte Stellung und Biegung aussieht. Unbewegliche Pferde oder jene mit Verspannungen können sich im Hals nicht biegen, drehen ihn dann vom Halsansatz aus einfach zur Seite. Diese Haltung ist auch keine korrekte Biegung. Der Hals ist steif und die Biegung kommt nicht in der Schweifrübe an. Das kann man schön im Stand testen, indem man durch Zupfen Stellung verlangt und schaut, ob die Hüfte mit nach innen kommt. Nun nimmt man die Fingerspitzen und massiert in der unteren Mitte des Halses. Meist schwingt dann die Hüfte mehr nach innen, da das Pferd noch nicht nachgiebig genug im Genick ist und der Hals noch nicht geschmeidig.
Ein Verwerfen erkenne ich daran, dass die Ohrenspitzen nicht auf gleicher Höhe sind und die Ganasche nach innen heraus steht. Korrekte Stellung und Biegung im Hals hat als Folge, dass die Ganasche wie auf einem Kreisbogen "verschwindet" oder sich einbettet. Tut sie das nicht, steht hervor, ist das Pferd falsch gebogen und nicht korrekt gestellt. Es entzieht sich so der Stellung und Biegung.
Fehlhaltungen sind keine Verweigerung in dem Sinne, kein Fehlverhalten. Das Pferd kann es gerade nicht besser, es entzieht sich, weil es zwickt oder nicht mehr kann. Pausen, Entspannungen, Massagen und sinnvolle Gymnastizierung helfen ihm Stück für Stück zu mehr Beweglichkeit und Ausdauer.
So sind wir es dem Pferd schuldig uns immer wieder kritisch auf Körperhaltung und Intensität der Hilfen zu betrachten oder auch mal jemand Außenstehenden zu bitten uns Rückmeldung zu geben. Denn es geht schnell, dass man in Konzentration vergisst sich zu entspannen oder die Körperhaltung verändert war.
Und dennoch birgt jede durchdachte Trainigsmethode eine Menge Möglichkeiten, das Pferd effizient zu fördern.
Der beste Weg ist ein abwechslungsreiches Programm, sodass dem Pferd nicht langweilig wird. Denn es ist logisch, dass die Freude an der Arbeit verloren gehen kann, wenn tagein tagaus das gleiche Schema abläuft. Für ein motiviertes Pferd sollte also Vielfalt das Motto sein. Die Möglichkeiten gehen von bspw. Spazierengehen, Ausreiten, Zirzensik, Cavalettiarbeit über Longieren, Handarbeit und Reiten.
Die Möglichkeiten mit der Equikinetic fangen bei der Förderung des Teams Mensch-Pferd an, da sie sich aufeinander einstellen, zuhören und beobachten müssen. Je mehr wir Kleinschrittig vorgehen, umso mehr fördern wir ein harmonisches, verständnisvolles Miteinander, in dem die Kommunikation immer feiner werden kann.
Das Pferd lernt Stück für Stück zu verstehen, wie seine Haltung und Bewegung sein soll und der Mensch sich zu reflektieren. Die Punkte auf der Skala der Ausbildung betreffen Mensch und Pferd, da körpersprachlich Takt und Losgelassenheit nicht erreicht werden können, wenn der Mensch bspw. verspannt ist.
Das zeitlich getaktete Training hilft dem Menschen, auch wirklich Pausen zu machen. Und ist korrekt ausgeführt fürs Pferd ein vorteilhaftes Fitnesstraining. Es stärkt die Muskulatur, entwickelt Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, gleicht die Schiefe aus, stärkt den "Rücken" und fördert die Balance.
Ich wünsche viel Spaß mit dem Pferd!
Und hoffe, dass mehr Pferde mit dieser Methode so gut gefördert werden, dass sie ihren Reiter tragen können. Denn das Fühlen auf dem Pferd fällt sicher wenigen leicht. Und wenn wir nicht merken, dass das Pferd den Rücken nicht aufwölbt oder nicht merken, dass es mit der Hinterhand ausfällt oder über die Schulter wegdriftet oder die Stellung nicht korrekt fordern können, leidet das Pferd.
Denn: die Nummer 1 ist die Gesundheit des Pferdes.
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zum Weiterlesen:
Foto-Strecke "Schule Dein Auge" Teil 1
Foto-Strecke "Schule Dein Auge" Teil 2
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