Montag, 7. Oktober 2013

Wer sich besinnt - wird belohnt


Wer kennt das auch im Alltag mit seinem Pferd – hat man nicht so viel Zeit und ist vielleicht schon etwas ausgelaugt von der Arbeit – macht man tagelang das gleiche, übt an einer bestimmten Sache und merkt gar nicht, dass der Funke fehlt. Es wird dem Pferd langweilig, es muss gar nicht mehr so viel mitdenken, weiß es doch, was kommt.
Wer kennt das auch im Alltag mit dem Pferd – man hat sich ein Ziel in den Kopf gesetzt und arbeitet daran. Manche Übungen kennt das Pferd und trotzdem reagiert es heute auf einmal nicht oder nicht wie erwartet. Beispielsweise das Rückwärtsrichten: eigentlich kann es mein Pferd, doch heute wird es ein zickzack, oder das Pferd dreht nur den Kopf, hebt ihn und weicht nicht flüssig. Wie schnell verstärkt man seine „Hilfe“ und „Körpersprache“ hin zu einem „Schreien“, wird also überdeutlich, damit das Pferd die gewünschte und erwartete Reaktion zeigt. Daraus erwächst meist nur Hektik und Stress und kein zufriedenstellendes Ergebnis - auf keiner Seite.

Ich habe mir heute ganz besonders vorgenommen, sanft, gelassen und ohne viel zu erwarten zu meinen Pferden zu gehen. Und das wurde gleich doppelt belohnt.
Es begann damit, dass ich sie von der Koppel holen wollte.




Wie immer rufe ich sie. Aber nicht immer kommen sie, gerade die verfressenen schauen nur und fressen und weiter: „Solange die nur ruft, schnell noch weiter grasen, bis sie kommt.“ Manchmal ertappe ich mich, wie ich auf die beiden sauer werde, warum sie nicht hören wollen, dabei ist es eigentlich verständlich, wenn man das Pferd mit seinen Bedürfnissen betrachtet und miteinbezieht, dass
es nichts böswillig macht. Es geht eben um die Befriedigung der Grundbedürfnisse, nur ich will sie darin unterbrechen. Heute dachte ich, gut, dann nutze ich die Gelegenheit, wenn ich sie schon mit Halfter und Strick holen muss, dass wir den Weg etwas an unserer Kommunikation arbeiten.
Wow, sogar ein Pferd, dass nach außen hin einen dickfelligen Eindruck macht, kann auf feinste Hilfen reagieren.
Wow, ein frech und aufdringlich wirkender Jungspund kann total aufmerksam sein und Nähe und Lob suchen.
Ich danke euch beiden, ihr habt mir heute jeder eine wunderbare Einheit und unvergessliche Erfahrung geschenkt.

Warum es zu Missverständnissen kommt, liegt an uns Menschen. Wir gehen mit einer Last von Alltagsgedanken an die Arbeit mit dem Pferd – wir sind zu unkonzentriert und „sprechen“ dadurch zu viel. Worauf das Pferd in dem Ganzen hören und reagieren soll, ist eine Kunst, es kann nur „Lotto spielen“ und hoffen, die richtige Antwort gewählt zu haben.

Worauf es ankommt, ist:
  • Im Umgang (schon beim Führen) konsequent zu sein, d.h. bewusst bei der Sache, klar und führend und die Regeln einhalten und darauf achten, dass sie eingehalten werden. Ich bin es meinem Pferd schuldig, voll und ganz da zu sein. Ich sollte nicht von ihm erwarten, was ich selber nicht leiste: Ich muss aufmerksam sein und gradlinig (also nicht heute etwas erlauben, dass ich morgen verbiete), dann kann ich auch Aufmerksamkeit und Mitarbeit erwarten.
  • Mich klar und eindeutig ausrücken und wenn ich nicht verstanden werde, nicht laut und hektisch werden, damit das Pferd doch endlich reagiert. Beispielsweise wenn ich mein Pferd antraben möchte und es reagiert nicht, dann darf ich nicht immer mehr treiben bis hin zu einer Überhäufung von vermeintlichen Hilfen, damit es endlich reagiert. Das bringt vielleicht in dem Moment etwas, aber für die Zukunft hat es keinen Wert, eher eine negative Erinnerung fürs Pferd, das nicht weiß, warum man so reagierte. Das Pferd hat seinen Grund, warum es nicht angetrabt ist. Es war mit der Aufmerksamkeit nicht bei einem – weil man selbst nicht drauf geachtet hat, diese zu erhalten. Es hat nicht ganz verstanden. Es war überfordert. Oder es brauchte eine Pause oder oder. Ich kann solche Situationen ganz leicht lösen, in dem ich einfach einmal durchatme und es erneut versuche: Von einer feinen Hilfe, die ich langsam steigere und andere Hilfsmittel hinzunehme, aber nicht grob werde. Oder ich frage zwischendurch etwas anderes und lenke vom Problem ab und wiederhole das Eigentliche danach. Wichtig ist, dass ich auch meine Sprache hinterfrage. War ich eindeutig? War ich bei der Sache? War meine Hilfe genau da, wo sie wirken kann und zum richtigen Zeitpunkt?
  • Werde niemals grob. Man kann seine Hilfen steigern, wenn das Pferd nicht reagiert, aber dabei gibt es eine Grenze. Es bringt nichts mit vollem Körpereinsatz mein Ziel durchzuboxen. Für eine vertrauensvolle Beziehung darf ich nicht entgleisen. Klappt etwas nicht, schaue ich immer erst auf meine Körpersprache, meine Position, meine Hilfe und das Zusammenspiel, mein Pferd versteht mich, wenn ich verständlich spreche.

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