Dienstag, 8. März 2016

Galopp kennen, Kreuzgalopp korrigieren: Vorbereitendes Verständnis für die praktische Umsetzung

Mein letzter Beitrag widmete sich einem Thema und Fragen, das uns im Alltag begleiten. "Mut" und "wonach strebe ich", mit welchen "Teil-Zielen" gebe ich mich zufrieden? Es geht eben nicht immer nur um die Perfektion und den Weg dorthin, wenn es verbissen ist und man die Freude und Leichtigkeit am Miteinander verliert. Die Leichtigkeit auch darin, was uns die Pferde anbieten und tun wollen. Muss es immer mehr sein? Wo ziehe ich denn nun eine Grenze, wenn es um das Miteinander, die sportliche Betätigung (Reiten) geht oder das gesunde Bewegen und Trainieren?
"Nur Mut! Lebe und wachse mit den Umständen." Ein Pferd mit seinen körperlichen Gegebenheiten ist immer auch eine Voraussetzung. Ich denke die meisten Freizeitreiter haben kein gezüchtetes Sportpferd mit guten körperlichen Merkmalen. So müssen wir in unserer Verantwortung dem Pferd gegenüber, wenn wir es reiten wollen, auch an seine Gesunderhaltung denken. So spielt auch täglich die Arbeit an der Basis eine Rolle: immer wieder zurück zu dem Leichten, dem Verständlichen, und das zu festigen, was ich eigentlich brauche und mir von meinem Pferd wünsche; wie beispielsweise das Stillstehen, Hufe geben ohne zu zappeln, mir aufmerksam folgen ohne mit der (mind.) halben Konzentration ans Gras zu kommen oder auch auf meine Anfragen an die Form des Pferdes auf Signale und feine Hilfen zu reagieren, im Stand und in der Bewegung.

Vom Alltag geht manch einer doch mehr oder weniger oft auf Probleme zu und muss sich entscheiden, diese zu ignorieren (manchmal vorerst gut aber im Grunde nicht vorteilhaft), zu durchdenken (immer der erst beste Weg, um nicht überstürzt und emotional oder gar nicht zu handeln) oder sie anzugehen (am besten mit Plan und Stück für Stück)
Probleme sind Herausforderungen, mehr nicht. Eigentlich nichts dramatisches, wenn man sie rechtzeitig sieht. Wer zu lange wartet kann mit manchen Kleinigkeiten ein großes Problem heranzüchten. Ansonsten sind es alltägliche Schwierigkeiten - wir sind alle nur Menschen mit ganz normalen Pferden. Und die sind weder Computeranimiert noch aus dem Lehrbuch. Sie sind Pferde, die wie wir entweder mehr hier oder dort ihre Schwachstellen haben. Sei es die Schiefe, die Verdauung, die Hufe oder der Rücken, das Verhalten, der Charakter, Angst oder eine Gangart. 


Und darum soll es hier gehen. Ein Problem - nein eine Hürde, die mich und mein Pferd begleitet, die aber nicht dramatisch ist. Sie liegt mir jedoch am Herzen. Ich arbeite daran, sie zu überwinden, da ich weiß, dass es der Gesundheit und Bewegung meines Pferdes nur Gutes bringt, sie systematisch anzugehen.
Der Galopp - oder eben speziell der fehlerhafte Galopp - meine Stute galoppiert nämlich auf einer Hand im Kreuzgalopp.

Am Anfang war ...


Eine Grundvoraussetzung ist meine innere Haltung und Einstellung in Bezug auf das Problem (oder eben nicht Problem, sondern Herausforderung, das Wort ist gleich positiver besetzt). Wie ich herangehe und damit auf das Pferd zugehe ist entscheidend. Denn stelle ich mir einen Peitschenführenden Fitnesstrainer vor ist das längst nicht so motivierend und förderlich, als ein Kumpel, der es gut meint, mich auch mal freundschaftlich anfeuert, mich versteht (es jedenfalls versucht).

Das nächste Puzzleteil ist das Verständnis von Bewegung, von natürlicher als auch gewollter Bewegung in Bezug auf das gesunde Tragen des Reiters.

Aus dem inneren Bild der Bewegung des Pferdes heraus kann ich schauen, wo die Schwachstellen sind, die Kraft fehlt und das Pferd deutlich aus der Balance kommt. Dann kann ich nämlich daran arbeiten, was vor der eigentlichen "Bearbeitung" des "Problems" kommt und was die Übung und Festigung angeht. Das heißt ich widme mich immer erst wieder den Grundlagen, um diese dann zusammenzufügen.

Die Grundlagen sind:
► die innere und körperliche Losgelassenheit
► die korrekte Stellung und Biegung
► und damit das Untertreten des inneren Hinterbeins, das zum Tragen angeregt wird
► weil ich damit nämlich an der Stärkung des Hinterbeins arbeiten kann, durch die weitere Schulung in Schulterherien und Kruppeherein. 

Damit schule ich zum Einen das Hinterbein, jedoch auch die Schulterfreiheit und Beweglichkeit des Beckens.
Es geht bei jeder körperlichen Herausforderung (die in Bezug zu Bewegungen stehen) immer um den GANZEN Körper.

Das Wissen um die Bewegung


Wenn ich nun ein "Problem" angehen möchte, muss ich es kennen. Das heißt, um in diesem Fall zu sehen, dass mein Pferd im Kreuzgalopp geht, sollte ich zum Einen wissen, was und wie Galopp eigentlich ist und aussieht, als auch sehen, ab wann Galopp fehlerhaft wird.
Ich möchte an dieser Stelle kurz darauf hinweisen, dass man in jedem Fall von Bewegungen, die auf eine Art falsch sind, die Ursachen körperlich abklären lassen muss. Erst wenn klar ist, dass es ein Ausbildungsproblem ist, kann man daran arbeiten. Vorher sollte es bspw. physiotherapeutisch oder osteopathisch untersucht und behandelt werden.
 
Hierfür beginne ich mit einem Verständnis der Galopp-Bewegung:

Der Galopp weist im Gegensatz zu Schritt und Trab eine Besonderheit auf. Es gibt "nur" den Schritt und den Trab, aber es gibt im Galopp Rechts- und Links-Galopp. Je nachdem welches Beinpaar weiter vorschwingt bin ich in diesem Handgalopp. Ebenso wird der Handgalopp durch die Einbeinstütze im Vorderbein (Rechtsgalopp, rechtes Vorderbein) und der jeweils diagonalen Einbeinstütze des Hinterbeins (Rechtsgalopp, linkes Hinterbein). Auf den folgenden Bildern verdeutliche ich die Fußfolge im Rechtsgalopp. Der Galopp ist ein Dreitakt mit 6 Phasen.

1. Einbeinstütze hinten links
2. Dreibeinfußung: hinten links, hinten rechts und vorne links
3. Diagonale Zweibeinstütze hinten rechts und vorne links
4. Dreibeinfußung: hinten rechts, vorne links und vorne rechts
5. Einbeinstütze vorne rechts
6. Schwebephase/Sprungphase

Hier verdeutliche ich anhand von ein paar Skizzen den Unterschied in der Bewegung vom Rechtsgalopp und dem Linksgalopp und damit die Vermischung im Kreuzgalopp. Ich habe nur ein paar Phasen herausgepickt.

Unterschiede zwischen Rechtsgalopp, Linksgalopp und der Vermischung im Kreuzgalopp. Es sind nicht alle Phasen verdeutlicht.

So spielt es eine Rolle, ob das innere Vorderbein und das innere Hinterbein jeweils weiter vor dem äußeren auftreten und welches die Einbeinstützen sind.

An dieser Stelle kannst Du Dir gern noch einmal das Bild am Anfang des Artikels anschauen. Wie bewertest Du diesen Galopp?

Im Falle des Kreuzgalopps ist das Pferd nicht stark genug in der Hinterhand, obwohl gerade der Galopp auch diese schult.
Und es hat auf Grund der natürlichen Schiefe evtl. auch noch ein schiefes Becken. Mit der Händigkeit und Schiefe bevorzugen Pferde jeweils einen Handgalopp, den sie auch auf der "schlechten" Hand dann als Außengalopp nutzen.

"Der Galopp ist die Gangart, in der die Hinterhand am meisten zum Tragen kommt." (Michaela Wieland in "Feine Hilfen") Jedoch muss das Pferd bereits von seiner Balance und Tragkraft her fähig genug sein, die nötige Kraft zu entfalten. Wer galoppieren möchte, sollte meines Erachtens sein Pferd vorher gut genug darauf gymnastizierend vorbereitet haben, um kein hektisches, schiefes und schwer lenkbares Pferd zu haben. Bevor man sein Pferd galoppiert, sollte man es im Trab in Biegung, in Tempounterschieden und im Schulterherein und Kruppeherein reiten können. Jedenfalls macht das in Hinsicht auf die richtige Förderung des Pferdes in Bezug auf das Geraderichten und die Versammlung Sinn. Man könnte sagen, jeder Feld- und Wiesenreiter kann galoppieren. Jedoch ist es in meinen Augen wichtig, sich das Pferd genau anzuschauen:
► Wie springt es in den Galopp? (Mehr dazu weiter unten)
► Wie galoppiert es? Gesetzt? Kontrolliert? Auseinandergefallen?
► Und wie viel fühlt der Reiter?

Vielleicht ist das für Dich nicht so. Für mich ist die Reitkunst, der Tanz mit dem Pferd so besonders und wertvoll, dass ich das Reiten immer mit diesem Anspekt betrachte. Und damit auch, wie sich mein Pferd bewegt und was davon aufgrund meiner Anfragen ans Pferd entstanden ist - und nicht dass mein Pferd sich irgendwie vorwärts bewegt. Ich gymnastiziere mein Pferd (genauso wie ich Yoga praktiziere), um es beweglich und geschmeidig zu machen und es lange gesund reiten zu können.
Aus diesem Grund überspringe ich ungern einen Ausbildungsschritt. Und solch ein Fehler zeigt sich bei meiner Stute. Sie kann (schief und teils unkontrollierbar in Bezug auf eine genaue Linie) galoppieren. Auch unter dem Reiter. Nur ist der Kreuzgalopp so festgefahren, dass er schwer zu beseitigen ist, wenn man nicht viel Energie aufwendet. Warum? Weil sie jahrelang unausbalanciert, schief und auseinandergefallen geritten wurde, bevor sie zu mir kam.
Deshalb kommt meiner Meinung nach vor dem Galoppieren das Reiten von Schulterherein und Kruppeherein im Schritt und im Trab. Vorher ist das Pferd nicht genug im Hinterbein gestärkt und auch nicht auf den inneren und äußeren Schenkel ausgebildet, der die Hinterbeine zum Schwerpunkt lenkt.

Die Voraussetzung


Galopp braucht als Voraussetzung eine gute Portion an: 
► Balance
► Geschmeidigkeit
► Kraft
► und Geraderichtung.

Kreuzgalopp zeigt hier an, dass mein Pferd noch mächtig an der natürlichen Schiefe und damit Balance zu knabbern hat. Denn einerseits bevorzugt es eben nur dieses eine Hinterbein für die Einbeinstütze und ebenso die Beckenposition mit dem inneren (im Kreuzgalopp dann äußeren) Hinterbein, das weiter vorgreift.
Es galoppiert also wahrscheinlich lieber im Linksgalopp, wenn es auf der rechten Hand den Kreuzgalopp zeigt. Verlange ich aber den Rechtsgalopp schafft das Pferd nur mit der Vorhand den Handgalopp und verbleibt mit der Hinterhand im bevorzugten Linksgalopp.
Wenn man genau hinschaut galoppieren diese Pferd schief. Schief meine ich bezogen auf den Rücken und Kruppe. Im Galopp fällt auf, dass die Kruppe und der Rücken schräger stehen, als in Biegung auf gebogener Linie in gesetztem Tempo bei einem möglichst balancierten Pferd zu sehen sein sollte. Es rennt auf die Vorhand und belastet die innere Schulter. Es rennt in den Boden hinein. Meist rennen diese Pferde auch schon vorher im Trab, bis sie angaloppieren.
Fällt oder rast Dein Pferd in den Galopp, rate ich Dir, damit vorerst aufzuhören.
Solch ein Pferd sollte nicht durch galoppieren das Galoppieren lernen. Kontrolliere zuerst wieder den Trab, dass die Hinterhand aktiv tritt und der Rücken schwingt. Je mehr Du selbst verstehst und fühlst, wann ein Pferd angaloppiert und wie Du ihm dabei helfen kannst, umso besser werdet Ihr den Einsprung erarbeiten können. Und wann wird er ein Geschenk.

"Die Trabarbeit bildet den Galopp aus und bereitet den Schritt vor." (Otto von Monteton 1899)
Was heißt das? Dass wir das Pferd vorerst im Schritt in Balance bringen müssen und durch Biegung geschmeidig werden lassen, damit es sich auch im Trab balanciert bewegen lernen kann. Dann kann ich es mit Übungen für die Stärkung der Tragfähigkeit der Hinterbeine dahingehend fördern, dass es über den Trab in den Galopp einspringen mag, statt hineinzurennen. Der Galopp ist dann wie ein Prüfstein der vorhergegangenen Ausarbeitung der Gangarten Schritt und Trab.

Deshalb stelle ich mir die Frage und beobachte mein Pferd genau: Wo bin ich zu schnell einen Schritt zu weit gegangen? Was muss ich vorher festigen und welche Körperseite und Gliedmaßen müssen geschult werden? Bevor ich wieder den Galopp erfrage.

Im Kreuzgalopp geht es zum Einen um das Hinterbein, das nicht gern die Last aufnimmt und das andere, das sich vor dem Vorschwingen unter den Schwerpunkt entzieht. Zum Anderen geht es um die Schulter, die nicht frei genug ist. Denn, damit das innere Hinterbein unter den Schwerpunkt fußen (springen) kann, muss die innere Schulter diese Bewegung zulassen und nicht schon durch Schiefe in der Schulterachse als auch nach unten innen Drücken im Keim ersticken.
Die Schulter lernt sich anzuheben und zu tragen über gezielte Biegearbeit bspw. im Zirkelvergrößern oder in der Volte in Konterstellung.
Ich habe hierzu bereits ein paar Übungen in zwei Artikeln vorgestellt, zum Einen im Führ-/Schritt-Parcours 1 und im Teil 2.
Mit dieser Zeichnung geht es mir darum, zu verdeutlichen, worauf es in den Konterübungen ankommt: die Richtung der Stellung und Biegung, die Richtung der Bewegung und des Balancepunktes.

Im Zusammenhang mit der korrekten Biegung schule ich das innere Hinterbein, unter den Schwerpunkt zu treten und das Tragen zu lernen/zu festigen.
Ziel ist ebenso sich selbst in der feinen gezielten Hilfengebung (vom Boden als auch Reitend) zu schulen, um zum richtigen Zeitpunkt der Schulter, dem Hinterbein und dem Pferd für die Biegung zu helfen. So lernt das Pferd feine Signale anzunehmen, wenn es seine Balance verliert. Damit erhalte ich eine Kommunikation, die mir vor dem Angaloppieren hilft, das Pferd in die nötige Form zu bringen.

Mögliche Wege zur Verbesserung des Galopps


Ich möchte meine Gedanken und Vorgehensweise hier als Hilfestellung teilen, um Zusammenhänge zu verstehen. Es geht mir nicht darum, einen Leitfaden, eine Lehrbuchformel oder Patentrezept weiterzugeben. Denn die gibt es so nicht. Jedes Pferd ist anders und jeder Reiter oder Trainer auch. Wie ich vorgehe ist von der Ausgangssituation abhängig und dem Können. Auf jeden Fall ist ein Schritt für Schritt Vorgehen immer ratsam, in dem man nicht zwingend dauernd auf das Endziel schaut. Vielmehr geht es um kleine Ziele, kleine Verbesserungen beispielsweise in Hinsicht auf Balance, Beweglichkeit und Kraft. 

Die Balance ist für mich ein Grundbaustein in der Pferdeausbildung. Hier geht es um die Balance der Vorderbeine (Händigkeit), die der Hinterbeine (ein Bein stützt von Natur aus mehr und das andere schiebt mehr) und die zwischen der Vor- und Hinterhand, die Vorhandlastigkeit - als wichtigste Punkte in Bezug auf die Ausbildung. Mit der Schulung des Pferdes, sich auf gebogenen Linien und der Geraden in Balance und geradegerichtet zu bewegen, wird es geschmeidiger und leichter. Geschmeidiger, weil die Muskulatur durch die Biegearbeit auf beiden Körperseiten gestärkt und gedehnt wird; und leichter, weil es die Beweglichkeit und Kraft bekommt, sich fein, eben leicht in alle Richtungen und Gangarten zu bewegen und damit auf meine Hilfen sozusagen promt zu reagieren.
Die Beweglichkeit auf beiden Händen ist für das Geraderichten notwendig;
und mit ihr kann ich das Pferd kräftigen.

Ich beginne immer mit der Erarbeitung und Festigung der korrekten Stellung und Biegung. Erst dann kann das Pferd lernen, unter den Schwerpunkt zu treten. Ist das im Schritt gefestigt, kann ich in den Trab übergehen.
Der nächste Schritt ist die Stärkung der einzelnen Hinterbeine für das Tragen: zuerst im Schritt, dann im Trab.
Je mehr "Kontrolle" ich über die Hinterbeine und die Schultern des Pferdes bekomme, es also gezielt bewegen kann, wird es auch leicht und kraftvoll in den Galopp springen können.

Wenn es das aber nicht kann?

Gehe ich wieder einen Schritt zurück.

Line von Kultreiter hat einen ausführlichen Artikel zum Thema Galopp verfasst. Ohne uns abzusprechen haben wir zeitgleich an einem Thema gearbeitet. Um nun nicht das gleiche erneut auszuführen, liegt mein Fokus auf weiteren Details und diese besonders in Bezug auf den fehlerhaften Galopp: Kreuzgalopp.

Die Erarbeitung des Galopps geht über zwei Wege:
vom Boden aus und im Sattel.

Der Galopp an der Longe


Bevor ich den Galopp an der Longe bewusst fordere, sollte sich mein Pferd im Schritt und Trab möglichst balanciert in Selbsthaltung (das heißt ohne dauernde Einwirkung) eine gute Weile in Stellung und Biegung auf dem Zirkel halten können. Hierfür brauche ich eine bewusste Hilfengebung für die Übergänge und die stellende als auch biegende Einwirkung. Mein Pferd sollte also auf ein Zupfen am Kappzaum reagieren, die treibenden Hilfen annehmen, die Gerte zum Anheben der Schulter und in Schenkellage als biegend verstehen und ohne auf die Vorhand zu rennen oder zu fallen durchparieren. Damit ist gewährleistet, dass die Hinterhand die Kraft dazu hat und das Pferd die Koordination und Balance. Auch sind Tempounterschiede sinnvoll, denn damit steht und fällt die Aktivität der Hinterhand, das Untertreten unter den Schwerpunkt und die Kippbewegung des Beckens.

Ebenso ist es also sinnvoll, mit dem Pferd bereits an der Hand Konterübungen als auch das Schulterherein und Kruppeherein erarbeitet zu haben: denn damit habe ich ein Instrument und eine Fördermöglichkeit für die Schultern (Händigkeit), die Hinterbeine (Tragfähigkeit und unter den Schwerpunkt zu treten) als auch das Becken zu mobilisieren, was sich fördernd und lösend auf den Rücken auswirkt.

Wichtig ist mir bei aller Arbeit mit dem Pferd, dass der Reiter ein Gefühl für den Takt und die Bewegung hat.
Warum?
Wenn ich nicht weiß, was Takt ist oder wann sich ein Pferd wie in einer Gangart bewegt oder in die nächste wechselt, dann werde ich es dahingehend auch nicht fördern können. Es wird dann unkontrolliert hineingetrieben. Womit ich meine Chance verliere, bewusst zu helfen und einzuwirken.

Deshalb solltest Du wissen, wann sich die Vorderbeine in Bezug auf die Hinterbeine in jeder Gangart bewegen.
Denn beispielsweise kann ich mein Pferd antraben, wenn ich das innere Hinterbein auf den Takt des äußeren Vorderbeins bringe - dann haben wir die diagonale Fußung des Trabs. Und was musste ich nicht? Treiben und warten, dass mein Pferd irgendwann versteht. Es reagiert gezielt mit einem bestimmten Bein. Dann komme ich der Kunst des Reitens näher - dem tanzen.

Ähnlich ist es beim Galopp.
Es ist gibt zwei Arten, wie das Pferd in den Galopp wechseln kann.
Zum Einen den guten Galoppeinsprung: Als Reiter hat man das Gefühl hochgehoben und dann nach vorn mitgenommen zu werden. Der Widerrist fühlt sich beim ersten Takt höher an als die Kruppe - das Pferd galoppiert bergauf.
Hier beginnt das Pferd mit dem äußeren tragenden Hinterbein und hebt sich in den Galopp. Mit Übungen für das unter den Körper treten und sich in den Hanken zu beugen, wird der Einsprung bergauf verbessert.

Zum Anderen den schlechten Galoppeinsprung, wobei das Pferd eher wegrennt: Hier galoppiert das Pferd sozusagen in den Boden hinein und die Kruppe ist höher als der Widerrist. Das Pferd wirkt unharmonisch, schief und nicht rund, weil der Rücken dabei meist weggedrückt ist.
Ein unausbalanciertes Pferd sollte man nicht zum Galopp zwingen und hineinrennen lassen. Besser ist es wieder einen Schritt zurück zu gehen. Pferde, die in den Galopp rennen, fallen über das innere Vorderbein hinein und heben dabei die Hinterhand an. Ein bergauf wird nicht möglich.

Warum nutze ich das Schulterherein und wann?
Das Schulterherein ermöglicht dem äußeren Vorderbein frei nach vorn zu treten und das innere Hinterbein unter den Schwerpunkt zu bringen. Für das Angaloppieren bspw. linker Hand ist das Schulterherein rechts eine gute Vorbereitung, weil ich das äußere Bein zum Schwerpunkt unter den Körper bringe, denn dieses hebt das Pferd in den Galopp.

Was bewirkt das Kruppeherein?
Mit der Renversstellung wirke ich dem Schiefwerden des Pferdes entgegen.
Mit der Kontrolle der Hinterhand für das Kruppeherein kann ich ein Schiefwerden des Pferdes vor dem Galopp verhindern, in dem ich bewusst, die Hinterhand nach außen bringe.
Kruppeherein stärkt das äußere Hinterbein und regt es zum beugen und tragen an, was wir für den Galopp brauchen und hilft der inneren Schulter sich frei nach vorn zu bewegen, denn diese wird durch das äußere Hinterbein angehoben, was wiederum der inneren Schulter des zum Kreuzgalopp neigenden Pferdes helfen kann. Im Kruppeherein gibt es noch eine kleine Gemeinsamkeit zum Galopp: das Vorgreifen des inneren Beinpaares. Damit hilft man dem Pferd hierdurch, die Hüfte auf das Vorgreifen des inneren Hinterbeins (um den Kreuzgalopp zu beheben) und inneren Vorderbeins einzustellen.

Der Galopp unter dem Reiter


Genau wie an der Longe steht und fällt gutes Reiten und gute Bewegungen des Pferdes mit dem Können, Verständnis und Gefühl des Reiters.

► Spürst Du den Takt der Bewegung im Schritt, Trab und Galopp? 
► Treibst Du das richtige Hinterbein?
► Kannst Du die Schulter Deines Pferdes führen? Sei es, wenn diese ausbricht, schwer und fest wird oder um sie bewusst zu positionieren.
► Spürst Du, wenn sich die Hüfte Deines Pferdes senkt?
► Musst Du auf die Schulter schauen, um zu wissen, welches Hinterbein abfußt?

Um Galoppieren zu lernen und den Galopp zu verbessern, sollte man ständig am eigenen Gefühl arbeiten. Der Sitz des Reiters ist eng mit dem Gefühl für Takt und Bewegung verbunden.

Erinnere Dich an die zwei Möglichkeiten, wie ein Pferd in den Galopp einspringt.
Es ist also zum Einen davon abhängig, wie stark und geschickt das Pferd ist und wie gefühlvoll der Reiter.
Feines Reiten bedeutet, so wenig wie möglich und so viel wie nötig zu tun. Und das heißt, dass der Sitz die primäre Hilfe ist und Schenkel, Gewicht und Zügel danach ergänzend hinzukommen. Wenn mein Sitz genau weiß, wie sich Galopp anfühlt, kann ich nur durch das Gefühl der Taktänderung und damit der Beckenbewegung den Galopp einleiten.
Zum Einspringen in den Galopp braucht das Pferd eine freie innere Schulter und ein tragendes äußeres Hinterbein. Mein Sitz muss beides ermöglichen. Meine Schulter und Hüfte geben die Schulter frei, und meine Hüfte in Bezug zur Schenkellage leiten den Sprung ein.
Im Fall des Kreuzgalopps brauche ich eine Menge Gefühl, um diesen Einsprung sinnvoll vorzubereiten und dann bewusst einzuleiten. Ich muss fühlen, ob der Einsprung korrekt war und ggf. wiederholen, wobei ich die Hilfe an das Pferd anpasse, solange es noch nicht korrekt angaloppiert.
Hierfür nutze ich wie bei der Bodenarbeit gezielt die Übungen, die das Hinterbein ansprechen, die Schulter mobilisieren und damit zum anvisierten Zeitpunkt die beste Voraussetzung ergeben.
Ein Beispiel, das ich sehr schön finde, ist die Reihung von:
Konterschulterherein, um das aktuell innere Hinterbein unter den Körper zu bringen;
der Wechsel in den Renvers belastet dieses Hinterbein;
und mit dem Wechsel der Stellung und Biegung  auf das Schulterherein bekommt das nun äußere Hinterbein für den Galopp eine kurze Entlastung, um kraftvoll den Einsprung zu ermöglichen.
Und dann galoppiere ich mit dem äußeren zurückgenommen Schenkel an, um dem Pferd hiermit zu signalisieren, dass es mit diesem äußeren Hinterbein mit dem Galoppeinsprung beginnt.
"Sie müssen beim Angaloppieren spüren, daß das Pferd seine Vorhand hebt und sich nicht nach vorne wirft." (Nuno Oliveira)
Manchen Pferden fällt es leichter, zu Beginn in leichter Außenstellung anzugaloppieren (in freier Bewegung sind Pferde im Galopp in der Kurve nach außen gestellt) und das besonders auf der hohlen Seite.
Mit dem Verständnis der Wirkung einzelner Lektionen kann ich sie so aneinanderreihen und dosieren, wie sie das Pferd im Moment braucht. Hierdurch wird auch der Reiter gut in seinem Gefühl geschult.
Beispielsweise ist der Wechsel zwischen Schulterherein und Kruppeherein eine schöne Übung abwechselnd die Hinterbeine anzusprechen. Stück für Stück verkleinert man die Abstellung und ist am Ende zwischen den Wechseln in einer geradegerichteten Biegung, soweit das jeweilige Pferd in seiner Ausbildung ist, und schult den Reiter in seinem Gefühl für das Hinterbein als auch für die Positionierung der Schultern. Auch der Wechsel von Schulterherein ins Kurzkehrt, um in der entgegengesetzten Volte anzugaloppieren, reiht zusammen, was der Galopp braucht: ein käftiges gebeugtes Hinterbein, dass den Körper trägt und in der Volte ist die Schulter für die Galoppbiegung positioniert und "befreit".

Eine weitere Hilfe ist die Hinterhandwendung.
Pferden, die mit ihrer Schiefe (Händigkeit) zu "kämpfen" haben, kann geholfen werden, in dem man das Gewicht der inneren Schulter auf die äußere bringt. In der Hinterhandwendung bewege ich die Vorhand um die Hinterhand, was diese geschmeidig macht und gleichfalls das untertretende Hinterbein zum Tragen anregt. Ich kann hier das Pferd in Konterstellung reiten, womit ich besonders die innere Schulter entlaste, oder in Bewegungsrichtung in der Pirouette. Und wie immer beginne ich im Schritt.
Um das Gewicht vor dem Angaloppieren von der inneren Schulter zu nehmen, kann ich im Trab im Zirkelvergrößern den Galopp vorbereiten.

In diesem Zusammenhang möchte ich abschließend einen Denkanstoß geben:

Denn alle Hilfen beim Reiten sind eine Kombination aus einzelnen Formänderungen in der richtigen Reihenfolge und zum passenden Zeitpunkt.
Welcher Schenkel hilft in den Galopp? Und wann? Und wann und wo setze ich mein Gewicht ein?
Wenn ich mein Gewicht zu viel auf den inneren Gesäßknochen gebe und halte und nur mit dem inneren Schenkel in den Galopp reiten möchte, wird mein Pferd eher hineinrennen statt zu springen. Ich werde eher eine Vor- und Zurück-Bewegung spüren als die Auf- und Ab-Bewegung des Sprungs.
Im Moment des Einspringens sollte das Gewicht ein wenig mehr auf dem äußeren Steigbügel liegen, meine innere Hüfte die Schulter frei geben und erst dann treibe ich mit dem inneren Schenkel das innere Hinterbein vor das äußere. Hierzu muss ich wissen, wann das passende diagonale Beinpaar im Trab am Boden ist (nämlich das innere Hinterbein mit dem äußeren Vorderbein - wieder eine Frage des Gefühls für den Takt in der Trab-Bewegung), von dem aus das äußere Hinterbein den Galopp einleiten kann.
Beim nächsten Angaloppieren konzentriere Dich doch einmal darauf, mit dem Becken aus dem biegenden Sitz heraus und nicht mit dem Schenkel anzugaloppieren.
Hierfür kannst Du eine Vorübung machen: Probiere es einmal mit Deinem eigenen Körper aus und galoppiere, wie wir es als Kinder gemacht haben. Du kannst mit Deinen Beinen die Hinterbeine im Handgalopp nachfühlen und welches Bein welche Hilfe braucht. Du wirst merken, wie Du für den Handgalopp schon eine leichte Hüftdrehung hast, wie sie das Pferd in der Biegung ebenfalls hat. Das Gefühl des Beckens und das Springen vom äußeren auf das innere Bein ist wie das bergauf Galoppieren.



Kurz erwähnen möchte ich an dieser Stelle auch die wunderbare Lektion zur Stärkung der Hinterhand: die Schulparade. Sie auszuführen würde an dieser Stelle zu weit führen.

Du kannst gern unter folgenden Links mehr darüber erfahren.


Spürst Du nun ein Kribbeln in den Beinen und möchtest am liebsten aufs Pferd steigen? Dann wünsche ich Dir eine wunderschöne Einheit mit Deinem Pferd!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen