Sonntag, 29. Dezember 2013

Der Kern der Longenarbeit


In dieser Jahreszeit kommt es des Öfteren vor, dass es bereits Dunkel ist, wenn man Zeit für das Pferd findet oder nach der Arbeit noch Longieren möchte. Mir ist es so gegangen und dabei wurde mir etwas deutlich bewusst.
Neben der Ausrüstung und dem geeigneten Ort gibt es weitere wichtige Aspekte für die Longenarbeit. Einen dieser Aspekte erlebt und erfährt man sehr intensiv, wenn man sozusagen die Augen zu macht.
Longieren im Dunkeln, da sagt man sich, wieso mache ich nicht Licht an? Wenn es zu dunkel ist, wird es keine andere Möglichkeit geben. Jedoch ist es eine interessante Erfahrung, im Dämmerlicht einmal ohne Lichtquelle zu longieren. Denn besonders dann kann man sehr schön verinnerlichen, worauf es ankommt.

Es ist so einfach gesagt: Beim Longieren zählt die eigene Körpersprache, also Körperhaltung und Position, damit das Pferd seine Balance finden und halten kann. Dazu gehört ebenfalls die Körper- bzw. Achsenausrichtung meines Körpers. Doch ein entscheidender Punkt ist mein Gefühl, wie ich das Pferd wahrnehme und mit welcher Intensität ich wann welche Hilfe geben und wie stark ich helfen muss, damit es sich in der richtigen Form fortbewegt und damit einen Lern- und gymnastizierenden Effekt erhält.
Dieses Gefühl ist etwas Automatisches. Entweder man hat es oder nicht und dann muss man es sich erarbeiten. Wenn ich longiere (anfangs noch recht leicht zu fühlen, beim Führen in Stellung), fühlt idealerweise meine Longenhand, wie die Stellung ist und ob ich sie mit Impulsen korrigieren muss. Ebenso kann ich spüren, ob mein Pferd mit der Schulter zu mir drückt und ich an der Schulter wieder für Balance sorgen muss. Oder ich spüre, ob es von mir wegzieht. Dann habe ich eventuell zu viel Druck aufgebaut oder mein Pferd ist vielleicht noch nicht soweit für bspw. einen kleineren Kreisbogen oder es befindet sich auf der Hand, auf der die hohle Seite ist und verliert deshalb die Balance auf den beiden Vorderbeinen und driftet nach außen.

Unsere Augen sehen vieles, doch ich denke, entscheidend ist, ob ich das auch fühle. Ich muss mich auf das Pferd einlassen und spüren können, wie es sich bewegt. Denn genau das muss ich spätestens, wenn ich auf dem Pferd sitze: Nämlich fühlen, wo eine Hilfe mit welcher Intensität nötig ist. Wenn ich mein

Montag, 2. Dezember 2013

Gedanken zum täglichen Training


Zeit

Mir geht es oft durch den Kopf, dass ich mich frage, wie oft ich mit meinen Pferden arbeiten soll und wie ich es schaffe ein pferdegerechtes Training umzusetzen. Pferdegerecht deshalb, weil ich immer im Hinterkopf habe, dass wenn ich reiten möchte oder andere auf meinen Pferden reiten lasse, sie dafür kräftig genug sein müssen, losgelassen und die zum Reiten wichtigen Muskeln trainiert sein sollten. Mein Pferd kann aber nur dann losgelassen sein, wenn es nicht unter dem Reiter verspannt, weil es ihn nicht tragen kann. Also ist ein tägliches gymnastizierendes Training wichtig. Jetzt stellt sich jedoch wieder die Frage: ist es wichtig täglich zu trainieren? 
Sicher kann diese Frage nicht so einfach beantwortet werden, da jede Situation, jedes Pferd und jeder Reiter anders sind.

Jede Situation, weil die Häufigkeit, die Ansprüche und die Länge einer Reitsequenz unter Reitern variieren.

Jedes Pferd, da wie bei uns Menschen manche Pferde kräftiger und von sich aus „durchtrainierter“ sind als andere, also schneller Muskeln auf und abbauen. Aber auch schneller lernen, schneller ermüden oder sich nicht so lange konzentrieren können. Das heißt das Training gestaltet sich nach ihren Fähigkeiten, entweder eher öfter kürzere Einheiten oder seltener, dafür konzentrierter und ggf. länger. Natürlich sind Pausen innerhalb einer Trainingseinheit obligatorisch.

Reiter


Jeder Reiter ist natürlich ebenfalls unterschiedlich: vom Gewicht, von der Beweglichkeit und vom Charakter und der Fähigkeit, sich einzulassen und zu konzentrieren. Es ist überaus wichtig für eine gelingende Einheit mit dem Pferd, sich völlig auf das Pferd zu konzentrieren, da bekanntlich auch die Gedanken ein

Montag, 7. Oktober 2013

Wer sich besinnt - wird belohnt


Wer kennt das auch im Alltag mit seinem Pferd – hat man nicht so viel Zeit und ist vielleicht schon etwas ausgelaugt von der Arbeit – macht man tagelang das gleiche, übt an einer bestimmten Sache und merkt gar nicht, dass der Funke fehlt. Es wird dem Pferd langweilig, es muss gar nicht mehr so viel mitdenken, weiß es doch, was kommt.
Wer kennt das auch im Alltag mit dem Pferd – man hat sich ein Ziel in den Kopf gesetzt und arbeitet daran. Manche Übungen kennt das Pferd und trotzdem reagiert es heute auf einmal nicht oder nicht wie erwartet. Beispielsweise das Rückwärtsrichten: eigentlich kann es mein Pferd, doch heute wird es ein zickzack, oder das Pferd dreht nur den Kopf, hebt ihn und weicht nicht flüssig. Wie schnell verstärkt man seine „Hilfe“ und „Körpersprache“ hin zu einem „Schreien“, wird also überdeutlich, damit das Pferd die gewünschte und erwartete Reaktion zeigt. Daraus erwächst meist nur Hektik und Stress und kein zufriedenstellendes Ergebnis - auf keiner Seite.

Ich habe mir heute ganz besonders vorgenommen, sanft, gelassen und ohne viel zu erwarten zu meinen Pferden zu gehen. Und das wurde gleich doppelt belohnt.
Es begann damit, dass ich sie von der Koppel holen wollte.




Wie immer rufe ich sie. Aber nicht immer kommen sie, gerade die verfressenen schauen nur und fressen und weiter: „Solange die nur ruft, schnell noch weiter grasen, bis sie kommt.“ Manchmal ertappe ich mich, wie ich auf die beiden sauer werde, warum sie nicht hören wollen, dabei ist es eigentlich verständlich, wenn man das Pferd mit seinen Bedürfnissen betrachtet und miteinbezieht, dass

Sonntag, 6. Oktober 2013

Fragen und Wege - Teil 4 - Friederike Heidenhof

"Situationen in der täglichen Arbeit mit dem Pferd und Antworten verschiedener Ausbilder."


Frage:


"Mein Pferd verkriecht sich schnell hinter der Senkrechten und wenn ich es mit dem Zügel zu Stellung oder Nachgeben animieren möchte, nickt es nur nach unten hinten in Richtung Brust. Wie erreiche ich oder mit welchen Übungen kann ich meinem Pferd helfen, mehr Vertrauen zum Gebiss zu bekommen und sich nach vorwärts-abwärts zu strecken. Wie wichtig ist die "Anlehnung" oder ein Kontakt mit dem Zügel in der Ausbildung bei Pferden, die kein Vertrauen zum Gebiss haben. Mit welcher Übung wird meine Hand gefühlvoller."


Antwort:

(von Friederike Heidenhof, Co-Autorin von Uta Gräf)



„Das Verkriechen des Pferdes ist ein Problem, das nicht beiseite geschoben werden darf, weil die ganze weitere Ausbildung darauf aufbaut, dass das Pferd die Anlehung an die Reiterhand sucht. Werden junge Pferde mit zu viel Handeinwirkung geritten entzieht sich das Pferd dieser unangenehmen Einwirkung, in dem es sich „aufrollt“. Schon junge Pferde sollte es erlaubt sein,

Sonntag, 15. September 2013

Fragen und Wege - Teil 3

"Situationen in der täglichen Arbeit mit dem Pferd und Antworten verschiedener Ausbilder." 



Ich möchte mit einer kleinen Einführung beginnen, die das Thema auf den Punkt bringt: 
 
Ich habe vor einer Weile in einer Reithalle zugeschaut und eine junge Frau mit einem Pferd beobachtet, die dieses Pferd "ablongierte". Es raste im Kreis herum, total schief, verkrampft und ängstlich. Erst wollte ich wegschauen, dann habe ich eine danebenstehende Frau angesprochen, die mir so aussah, als ob sie etwas zu sagen hat, evtl. die Begleiterin oder Ausbilderin ist. Tja, sie war so überzeugt davon, dass das gut so ist und ja nur kurz sein wird und das legt sich schon, das Pferd muss ja nicht rennen, es muss aber ablongiert werden, denn wenn sie (eine Stute) sonst geritten würde, wäre das unter dem Reiter genauso, sie rennt sonst nur und und und. 
 
Ich habe sie gefragt, was sie damit bewirken möchte, welchen Lerneffekt das für das Pferd haben soll und dass es gesundheitsschädlich ist, dass gutes Reiten kein Ablongieren braucht oder wenn man dem Pferd entspannt zeigt, was man möchte, es nicht rennen muss, sondern mitdenken kann und die Beine "heil" bleiben - und so ähnlich. Sie wollte nicht verstehen, oder annehmen; ihr Weg sei der richtige, es sei ok so und das Pferd wird keinen Schaden nehmen, sie habe es ja schon immer so gemacht - waren ungefähr ihre Antworten.

Rund ums Thema Longieren sind in meinen Augen Babette Teschen und Tania Konnerth die Experten, die eine wundervolle Arbeit machen und sie weitergeben, damit Pferdebesitzer/Reiter und Pferde lernen und verstehen, wofür Longieren da ist und was es als Ausbildungsweg bewirken kann.

Babette hat mir auf die beschriebene Begebenheit geantwortet und mir erlaubt,

Sonntag, 8. September 2013

Fragen und Wege - Teil 2 - Tuuli Tietze


"Situationen in der täglichen Arbeit mit dem Pferd und Antworten verschiedener Ausbilder." 

Frage:

"Der Schlüssel beim Reiten sind die Paraden. Sie leiten Übergänge, Wechsel etc. ein, machen aufmerksam, versammeln ... Ein Wort, das für viele Reiter/innen sehr abstrakt ist. Was ist eine Parade oder besser wie kann ich sie dem Pferd beibringen oder wie setze ich sie um. Was macht mein Körper dabei. Mit welchen Bildern kann ich dabei arbeiten, um sie deutlich, klar und richtig zu geben?"

Antwort:

Den Stromkreis fließen lassen – damit Reiterhilfen ankommen!


Von Dr. Tuuli Tietze




Wenn das Pferd sicher an den Hilfen steht, lässt es die Reiterhilfen durch seinen Körper hindurch fließen. Dann kommen die Reiterhilfen an – immer! Doch das Pferd genau dazu zu bringen, damit tun sich viele Reiter schwer. Oft reicht schon eine kleine Unachtsamkeiten aus – und schon wird aus dem Zirkel ein Ei und das Pferd bricht über die äußere Schulter aus. Vielleicht verweigert es auch den Übergang – und spätestens wenn das im Gelände passiert, kann dieses Nicht-sauber-an-den-Hilfen-stehen sehr unangenehm und mitunter gefährlich werden. Es gilt deshalb unser Pferd so zu schulen, dass wir uns auf die gewünschte Reaktion verlassen können. Und das wirklich immer!



Den Strom fließen zu lassen, dafür bedarf es Feingefühl und eine gute Koordination der Reiterhilfen. Und: Pferd und Reiter müssen nach vorne denken!




Je nachdem, wie weit das Pferd ausgebildet ist, unterscheide ich drei Arten der Verbindung zwischen Pferd und Reiter: 1. Kontakt, 2. Anlehnung, 3. Versammlung.


Samstag, 7. September 2013

Kleine Serie: Fragen und Wege - Teil 1 - Michael Geitner

Fragen und Wege - Teil 1


Ich möchte hier eine kleine Serie starten, die aus einer Idee entstand, die ich in meinen Newsletter eingebaut habe. 
Da ich es sehr spannend finde, wie verschiedene Ausbilder mit Hürden in der Ausbildung des Pferdes und beim Reiten umgehen und wie sie Schwierigkeiten lösen, begann ich verschiedene Fragen an bekannte und erfolgreiche Ausbilder zu stellen und ihre Antworten in meinem Newsletter zu teilen. An dieser Stelle sei all denen gedankt, die sich die Mühe machten, mich darin zu unterstützen und zu antworten. 
Leider hat es sich gezeigt, dass viele Ausbilder nicht die Zeit aufbringen können, eine Antwort zu schreiben, da es meist nicht mit wenigen Worten getan ist und sie selbst genug zu tun haben. Dafür gibt es viele schöne und hilfreiche Bücher von ihnen und die Möglichkeit bei ihnen direkt Unterricht zu nehmen.




"Situationen in der täglichen Arbeit mit dem Pferd und Antworten verschiedener Ausbilder."

 

Hier nun die erste Frage mit einer Antwort des bekannten Ausbilders Michael Geitner und Begründer der Dualaktivierung und dem Be Strict Umgang mit Pferden:

Frage:

Was kann ich tun, wenn mich mein Pferd beim Holen von der Koppel zwar heran lässt, aber dann oder schon vorher weg läuft und sogar die anderen Pferde mit anstiftet über die ganze Koppel zu rennen, sich nur nicht von mir aufhalftern lässt? Was bedeutet dieses Verhalten?"




Antwort:

Solche Situationen zeigen mir, dass ich etwas anderes, ungewohntes machen sollte, um den Kreislauf zu durchbrechen. Evtl. aufgrund der ungeklärten

Donnerstag, 25. Juli 2013

Neuer Trend ? - Zebra - Look

Pferde werden zu Zebras


Nun liest man des öfteren über den Vorteil und die Besonderheit der Zebra-Streifen und ihrer Wirkung in der Natur. Immer mehr Pferde mutieren zu lustigen Zebras. Untersuchungen erbrachten eine interessante und plausible Antwort darauf, warum die Zebras ihre Streifen haben. Das ist kein Gag der Natur und auch nicht Zufall. Die Streifen halten Ungeziefer fern und schützen vor Stech-Attacken. Die logische Schlussfolgerung vieler Pferdebesitzer lautet: "Greife zum Pinsel!"  und verwandle Dein Pferd in ein Zebra.

Ich habe die Bilder und Lobesreden "Endlich Bremsenfrei" eine Weile verfolgt und mich dann ebenfalls bewaffnet. Ich wollte es wissen: 

Wie einfach ist diese Streifen-Hilfe am Pferd umzusetzen?
Ist meine gewählte Farbe haltbar und effizient?
Hält es lange und hält es die Bremsen fern?

Hier mein kleiner Rückblick des ersten Zebra-Imports in meinen Offenstall.


Tag 1:

Samstag, 1. Juni 2013

Verlade-Training


Verlade-Training mit Shira


Zuerst ein paar Worte zur Vorgeschichte. Als ich Shira gekauft habe und sie abholte, war es ein Krampf, sie zu verladen. Es hat lange gedauert, brauchte mehrere Anläufe und ist auch in meiner Erinnerung nicht das schönste Ereignis. Sicherlich hat Shira einiges gespürt, neue Situation (wenn überhaupt wurde sie vorher wahrscheinlich erst einmal verladen), weg von Zu Hause.
Sie ist aber super bei mir angekommen und hat sich prima eingelebt und angefreundet. Ich glaube, sie ist glücklich.
Pferde merken, wenn sie Zu Hause sind, wenn sie „geliebt“ werden, wenn sie bleiben dürfen und sich regelmäßig fürsorglich gekümmert wird.
Zu einer harmonischen und freundschaftlichen Beziehung gehört zum Einen einen achtungsvoller Umgang, Regelmäßigkeiten (kleine Abweichungen bspw. in der Fütterungszeit oder wann geritten wird, ist sicher nicht der Rede wert) für ein Wohlbefinden und Struktur im Alltag als auch Trainings-Einheiten mit Schwerpunkten auf Kommunikation, Regeln, Verhalten und Vertrauen. Es reicht nicht aus sich, wann einem gerade danach ist, aufs Pferd zu setzen und seinen Spaß auszuleben. Arbeit an der Basis, also dem Vertrauen, dem Verständnis unserer Sprache, Kennenlernen der Eigenheiten, Bedürfnisse und Ausdrucksweisen des Pferdes sind ebenso von großer Bedeutung – ganz besonders für nicht alltägliche Situationen oder sogar Notfälle, in denen ich nicht erst anfangen kann, dem Pferd zu erklären, was ich eigentlich will. Schrecksituationen, Tierarztbesuche (manche Pferde verbinden damit negatives) oder eben das Verladen aus welchem Anlass auch immer sollten im Alltag sozusagen gestellt werden, um zu üben, um dem Pferd Angst zu nehmen, um die Kommunikation und das Vertrauen zum Mensch zu vertiefen und können im Training als Abwechslung und Herausforderung in unterschiedlicher Weise eingebaut werden.

Ich habe seit langem darauf gewartet, einen Hänger nutzen zu können, um mit Shira das Verladen zu üben. Mein Ziel war es, zu überprüfen, wie sie sich verhält und ggf. solange zu üben, bis sie mit dem Hänger etwas Schönes verbindet.
Endlich hatte ich für kurze Zeit einen alten Hänger zur Verfügung.
Und ich war überaus überrascht.

Hier folgt eine kleine Fotoserie unseres Trainings.


Zuerst die Vorbereitung, ein Futtereimer wartet dann als Belohnung, wenn Shira es geschafft hat.

Samstag, 18. Mai 2013

Verantwortung - Reiten und Pferde trainieren


Liebe/r Leser/in,
das wohl wichtigste und grundlegendste im Umgang mit einem Pferd (ob als Besitzer oder Reiter) ist die Verantwortung. Wir haben die Verantwortung für ein Lebewesen, das das Recht hat, so artgerecht wie möglich und seinen Bedürfnissen entsprechend gehalten und behandelt zu werden. DU als Reiter/in hast die Verantwortung dich nach bestem Können so zu verhalten und weiterzubilden, dass dein Pferd durch dein Reiten nicht zu Schaden kommt. Und hier beginnt das Problem. „Es gibt keine Probleme – nur Lösungen.“ Genau! Aber an diesem Punkt setzt alles an. Wir alle sind gefragt uns immer über unser Verhalten Gedanken zu machen – uns kritisch zu hinterfragen. Ja, weil wir die Verantwortung haben.
Reiten ist nicht auf einem Pferd zu sitzen und es mit Hilfe der Zügel und den Beinen irgendwie zu kommandieren. Das ist Sklaverei. Reiten ist eine Kunst sein Gefühl, seine Sprache und seinen Kopf so einzusetzen, dass Reiter und Pferd sich in Harmonie so bewegen, dass kein Körper Leid trägt und sich beide so gut es zwischen unterschiedlichen Spezies geht, verstehen und verständigen. Gefragt bist DU, denn ein Pferd bemüht sich immer, wenn du ihm respektvoll begegnest.
Wer das Glück auf dem Rücken eines Pferdes „genießen“ möchte, muss sich wirklich darauf vorbereiten und erst einmal verstehen, wie das Sitzen und Einwirken auf dem Pferd es beeinflussen – positiv wie negativ – denn sonst schadet man ihm (auch wenn unbewusst). Daran lässt sich nichts drehen und wenden – es ist ein Fakt.
Ein Pferd hat einen empfindlichen Rücken und genau auf dem sitzen wir. Wie machen wir es möglich, diesen empfindlichen Rücken vor Schmerzen und Schäden zu schützen?
Ein Pferd hat zwar vier Beine, aber ungleichmäßige Belastungen noch dazu mit einem Reiter, der teilweise wackelt wie ein zappeliges Kind, das ein Erwachsener auf den Schultern trägt, schädigen auf Dauer Sehnen, Bänder und mehr. Das sehen wir alles nicht, erst wenn es einen Schaden hat oder es sogar zu spät ist.

Mittwoch, 15. Mai 2013

Gedanken zur Anlehnung

Dieses Zitat möchte ich gern teilen und ein paar Gedanken meinerseits aus meiner Erfahrung dazufügen:


"Viele Reiter glauben fälschlicherweise, dass die Anlehnung eine lokalisierte Angelegenheit sei, die auf Pferdemaul und Reiterhand beschränkt bleibt. Nichts könnte jedoch weiter von der Wahrheit entfernt sein. Die Anlehnung ist eine Funktion des Schubes und der Tragkraft der Hinterhand, sowie der Geschmeidigkeit des gesamten Pferdekörpers. Sie erstreckt sich auf das ganze Pferd und den ganzen Reiterkörper, insbesondere das Kreuz. Das Pferd muß aufgrund des Schubes der Hinterhand seine Wirbelsäule an das Gebiss herandehnen. Früher sagte man, „das Pferd soll mit dem Hinterfuß in das Gebiß hineinsteigen“. Der Reiter fühlt dies als einen leichten Pulsschlag in seiner Hand auf der Seite wo das Hinterbein gerade auffußt." (Dr. Thomas Ritter)


Anlehnung ist nicht etwas, das man unbedingt so richtig in der Hand fühlen muss, sie ist nicht etwas, wo ich anpacken muss. Anlehnung ist vielmehr ein Gefühl wie ein Band von dir zu deinem Pferd, dass Richtung, Tempo und Gangart beeinflussen kann. Die Reiter/innen, die ihr Pferd gebisslos reiten, können mir sicherlich bestätigen, wie sanft Anlehnung ist. Und dennoch ist Anlehnung auch etwas, das meiner Meinung nach eher weiter oben auf der Leiter der Reiter- und
Pferdeausbildung steht. Nicht das Ziel, in Anlehnung zu reiten, nicht der Weg, Anlehnung zu erhalten und immer wieder zu erhalten, sondern in schöner Anlehnung zu reiten. Wer das kann, fühlt auch den Rhythmus des Pferdes, fühlt die Kraft, die unter ihm ist, fühlt Geschmeidigkeit, Einheit, Harmonie – und das ist etwas, das man sich erarbeiten und verdienen muss. Wer in wirklicher Anlehnung reitet, hat kein Pferd in Rollkur, kein Pferd hinter der Senkrechten, kein Pferd das sich mit dem Gebiss nur anfreunden konnte, weil es sich darauf festbeißt und kein Pferd, dass durch Zügelzug überrumpelt wird, nachdem es am langen Zügel allein gelassen war.

Anlehnung kann also schon als erster Schritt von ReitKUNST bezeichnet werden, mit dem sich Schwung, Geraderichten und Versammlung erreichen lassen.

Von der Bedeutung der Verantwortung und dem Gewinn aus einer zwanglosen Haltung für die Beziehung

Wie viele Menschen „besitzen“ ein Pferd? Wie viele Menschen „besitzen“ ein Tier?
Es ist eine sehr große Verantwortung, wie ein Kind, wie jemand, der einem anvertraut ist. Anvertraut – also mit Vertrauen in die Obhut gegeben – welch große Aufgabe und Verantwortung wir dann haben, für dieses Tier zu sorgen!




Ich glaube, man ist sich im Alltag des öfteren nicht ganz bewusst, neben den täglichen Sorgen, der Arbeit, etc. wie viel Verantwortung man eigentlich ständig trägt. 
Nicht, dass wir vor lauter Verantwortungsdruck mit gebeugtem Rücken herumlaufen müssen.
Nicht, dass wir in jeder Sekunde vor Verantwortung in Sorgen sein müssen.

Dennoch müssen wir uns immer wieder daran erinnern. DIE VERANTWORTUNG FÜR UNSER PFERD. Sie endet nicht, wenn wir den Stall verlassen oder in den Urlaub fahren. So wie wir gut behandelt werden wollen, wie wir wollen, dass sich die Eltern, der Ehepartner, die Familie oder Freunde um einen kümmern und sorgen, so geht es dem Tier, das nicht einmal eine Wahl hat. Es lebt in Gefangenschaft. Auch wenn wir für den ein oder anderen Komfort sorgen, kann es uns nicht direkt sagen, was ihm fehlt, wie es ihm geht, wonach es sich sehnt, etc. Umso mehr muss jeder sich darum bemühen, Augen, Ohren und das Herz offen zu halten, um Signale wahrzunehmen, die uns sagen, wie es unserem Tier geht.

Warum schreibe ich darüber?


Führ-/Schritt-Parcours Teil 2


Eine Möglichkeit der Arbeit und des partnerschaftlichen Zusammenseins mit dem Pferd bietet der Führ-Parcour, egal wo und mit welchen Variationen. So dient er als Abwechslung, Motivation und der spielerischen Erarbeitung oder Festigung von einzelnen Schritten (Übungen) in der Ausbildung. Der erste Teil zum Führ-/Schritt-Parcour entstand ebenso aus der Überlegung heraus, was ich im Winter mit meinem Pferd sinnvolles tun kann. So ging es um Bewegungs- und Wege-Möglichkeiten mit dem Einbau von lösenden und konzentrationsfördernden Aufgaben. Hier möchte ich das Thema erweitern und ergänzen.

 

Winterliche Abwechslung


Harter Boden, Kälte, Matsch: und noch andere Faktoren bringen uns besonders im Winter und in der Übergangszeit, wenn es taut, dazu, wenn überhaupt oft nur Schrittarbeit zu machen. Auch das Aufwärmen, das am Anfang jeder Einheit steht, beginnt im Schritt. Deshalb folgt hier ein zweiter Teil mit Variationen für eine abwechslungsreiche, gymnastizierende, die Konzentration und Beweglichkeit fördernde Schrittarbeit als Schritt-Parcour geführt (in der Longenarbeit) oder im Schritt geritten. Natürlich können die Aufgaben beliebig angeordnet und verändert werden. Ich habe die einzelnen Lektionen absichtlich mit großen gebogenen Linien und geraden Strecken an der Bande entlang kombiniert, damit sie der Lösung dienen. Je fortgeschrittener und aufgewärmter ein Pferd ist, können bspw. beliebig Volten eingebaut werden, z.B. dort, wo ich Schlangenlinien zum Auflösen von Lektionen eingebaut habe oder auch zwischendrin, wenn Lektionen unsauber werden, um wieder neu anfangen zu können.

Hier habe ich ein paar Ideen für die vielen Ecken auf dem Reitplatz. Denn jede Ecke bewusst genutzt, bringt jede Menge Gelegenheit, zu biegen, zu stellen, untertreten zu lassen und mehr.

Hier sind nur ein paar Beispiel.


Ecke 1 (oben links):
Wenn ich mein Pferd in Stellung führe und dabei selbst an der Bande laufe, kann ich die Ecke in Konterstellung durchqueren, dabei stelle ich nicht um.
Dann kann ich anhalten und mein Pferd gerade richten, wechsle meine Position und bin dann auf der Innenseite. Wiederum stelle ich mein Pferd zu mir (diesmal nach rechts) und kann die nächste Ecke in Stellung durchqueren und mit dieser Stellung und der Biegung in der Ecke locke ich mein Pferd weiter im Travers, soweit es das Pferd versteht und umsetzt. Geritten ist die Aufgabe in der Hinsicht evtl. einfacher, weil ich von der Konterstellung im Schritt geraderichten und dann umstellen kann. Jedes Umstellen beim Reiten muss sauber und bedacht umgesetzt werden, mit der entsprechenden Vorbereitung, dann hat es auch einen gymnastizierenden Effekt. Niemals einfach nur durch Zügeleinwirkung von einer in die andere Stellung „umspringen“!


Der Reiter im Fokus - wo der Reiter die Last trägt, nicht das Pferd.


Dieser Beitrag befasst sich wieder mit dem Reiter und der Sicht in Bezug auf den Reiter, seine Aufgaben und bedeutenden Lernweg. In einem vorherigen Artikel habe ich das Thema Reiter im Zusammenhang mit dem Aufwärmen aufgegriffen. Denn sich aufwärmen gilt es immer, das Pferd und auch den Reiter, denn nur dann können sich Muskeln locker und frei bewegen und Leistungen zu vollbringen.

 

Reiten - ein Hobby

 

Freude - Bewegung - Beziehung - Ausgleich

Ein Pferd zu haben ist zwar kostspielig und eine große Verantwortung - aber auch ein wunderbares Geschenk. Das Pferd kann ein wunderbarer Freizeit-Partner als auch Hobby sein. Hierbei ist das Pferd die Verbindung zur Natur, animiert zur Bewegung, fördert die Gesundheit, Entspannung und Freude. Reiten spricht unsere Sinne an. Reiten ist ein Ausgleich, eine Beschäftigung mit einem Lebewesen, dass uns so nimmt, wie wir sind. Wunderbar!

Reiten tun wir nicht allein. Wir reiten Pferde. Und weil sie Lebewesen sind, ist es meiner Meinung nach egal, ob wir es Hobby nennen, als Sport treiben oder einfach ein Pferd haben, wie andere einen Hund besitzen. Ich trage die Verantwortung auch dann, wenn ich gerade nicht meinem Hobby nachgehe. Und gerade wenn es nur eine Freizeitbeschäftigung ist, sollte nie das Pferd dies ausbaden müssen.
Stelle Dir eine Joggerin vor. Eine Hobby-Läuferin. Sport soll ja gut tun. Und ein wenig laufen kann nicht schaden. Ist auch noch gut für die Figur. Ab und zu geht sie also mal laufen. So ein bisschen eben. Schwitzen macht sie stolz und ein rotes Gesicht im Spiegel ist wie ein paar Kilo weniger. Leider bleibt es nur ca. einmal in der Woche beim Laufen. Dazwischen hat sie nämlich Muskelkater oder Heißhunger. 
Laufen will eben gelernt sein. Laufen ist nicht Laufen - Du musst schon wissen wie und wie lange. Das Aufwärmen ist wichtig - die richtige Atmung und der Takt - außerdem macht nicht die Menge das Ergebnis. Nur weil es ein Hobby ist, heißt es also nicht, dass man nicht wissen muss, wie und sich keine Gedanken um das Drumherum machen muss. Gerade, wenn man einen Nutzen davon haben möchte.
Der Jogger - der Sportler - das ist das Pferd. Reiten ist immer Sport und nicht damit abgetan, mal ein wenig hier und ein wenig da zu tun. Nicht, wenn es um die Gesundheit geht.
Reiten ist ein Hobby mit einer besonderen Verantwortung. Dem Mitdenken.

Geduld


Am Anfang eines neuen Jahres, aber besonders, wenn es sich gefühlsmäßig, voller Vorfreude und auch vom Wetter her langsam dem Frühling nähert, steigt die Lust, mehr mit dem Pferd zu machen, wachsen und reifen die Ideen und neue Ziele, kribbelt es in den Fingern und Füßen, dass es endlich wieder los gehen kann. Je nach Winterpause durch Kälte, Bodenverhältnisse etc. kann die Pause lang gewesen sein. 
Auch wenn wir durch Krankheit (Pferd/Reiter) nicht in der Lage waren, Zeit mit dem Pferd zu verbringen oder weiter unsere Ziele zu verfolgen, kommt es vor, dass wir danach mit sehr viel Enthusiasmus beginnen.
 
Was wir nicht vergessen sollen, neben dem neuen Mut und Energie gleich anzufangen, dass der wichtigste Begleiter IMMER die Geduld ist. 

Langsam kommen wir zum Ziel und Schritt für Schritt. Zu viele Erwartungen und Wünsche blockieren die Zusammenarbeit. Gehen wir es richtig an, mit viel Lob und Kraulen als Dank für kleine Fortschritte, dann gelingen Vorhaben viel besser. Ein Plan bringt eine Linie in die Arbeit, vorher überlegen und dann handeln. Die Freude auf den Frühling und das tolle Gefühl, dass sich breit macht, wenn man ans Pferd und die baldigen Unternehmungen denkt, können auch einiges bewirken und übertragen sich. Genauso wie sich Stress, den wir von der Arbeit o.a. mit in den Stall bringen. Sei dir bewusst, wie du dich fühlst, denn du beeinflusst damit dein Pferd. 

Denke immer wieder daran, dich kritisch zu beobachten und arbeite an dir. 





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trotz "Pause" im Winter kannst Du Dein Pferd fördern:

Führ-/Schritt-Parcours Teil 1


von Hippovital: was im Sommer geht, geht auch im Winter:

Führ-/Schritt-Parcours Teil 1

Winterliche Abwechslung



Ich höre mich im Winter des öfteren denken: „Heute ist es zu kalt.“ oder „Heute ist es zu ungemütlich draußen.“ manchmal auch „Wenn ich heute mal nichts mache ist es doch nicht so schlimm.“ 
Schlechtes Wetter - schlechte Bedingungen. Eine Pause kann nie schaden. Aber was, wenn es längere Zeit "ungemütlich" ist? 
Denn leider (mir geht es auch manchmal so) würde es mit den Ausreden so weiter gehen, wenn ich es einmal durch gelassen habe. Dann vergehen Tage und Wochen und ich finde immer wieder einen Hinderungsgrund. Entweder, ich entscheide mich dafür, im Winter eine Pause einzulegen, dass viele Pferde erfreut annehmen und oft mit mehr Motivation im Frühjahr beantworten oder ich ändere das Programm und passe es den Wetterverhältnissen an. Man sollte sich auf jeden Fall bewusst sein, dass eine Pause bedeutet, im Frühjahr fast wieder bei 0 anzufangen und das Pferd erst wieder aufzubauen und zu stärken. Dann im Frühling gleich losreiten ist in meinen Augen nicht pferdegerecht.

Für die Winterzeit, wenn der Boden nicht alles das zulässt, was wir gern machen würden, habe ich hier eine abwechslungsreiche Möglichkeit, dennoch ein interessantes Training umsetzen zu können.

Achtung: Entscheide je nach Bodenverhältnis immer für Dein Pferd, kann Dein Pferd umsetzen, was Du von ihm verlangst? Starker Matsch, rutschiger oder zu harter Boden lassen keine lockere, entspannte und konzentrierte Arbeit zu. Wenn sich das Pferd zu sehr auf den Boden konzentrieren muss, suche eine Alternative.


Winter - und nun? Wetter - was dann?


Führ-/Schritt-Parcours Teil 1.



Slalom: 
 
Er ist schnell aufgebaut, aus Hütchen, Tonnen, Autoreifen o.ä. Ich kann führend mein Pferd hindurch schreiten lassen, in Linksbiegung und Rechtsbiegung im Wechsel und stelle den Kopf/Genick zu mir und von mir weg bei jedem Wechsel um. Ich kann aber auch mit Rechts-/bzw. Linksstellung beginnen und mein Pferd dann in allen Volten, wo ich umstellen würde, in Konterstellung weiter führen. Die Übung bringt Durchlässigkeit, Koordination, mehr Schulterfreiheit und wirkt geraderichtend. Der Führer muss darauf achten, die Stellung nicht wegzudrücken, wenn er in die neue Richtung will und er muss seinen Körper wie in der vorherigen Übung auf den neuen Kreis einstellen (Bauch, Gesicht und Füße zeigen in die Bewegungsrichtung). Wenn ein Pferd die Übung nicht umsetzt, kann als Vorübung die Reaktion geübt werden, auf Druck an der Schulter zu weichen.

Rhythmus


Reiten ist ein ständiges In-Bewegung-Sein; es sind gemeinsame, im Idealfall aufeinander abgestimmte Bewegungen. Man könnte es auch mit Bewegungs-Fragen und Bewegungs-Antworten beschreiben. Und das Ganze ist bei jedem Pferd in einem ganz bestimmten natürlichen Rhythmus. Das Komplizierte daran ist, dass es für uns einfacher scheint, unseren eigenen Rhythmus dem Pferd zu vermitteln, als uns nach seinem zu richten, uns also leiten zu lassen. 
Ähnlich ist es mit der Anlehnung und den Zügeln: dem natürlichen Rhythmus in der Nickbewegung des Pferdes einfach passiv zu folgen, d.h. die Bewegungen nicht selbst aktiv zu steuern, ist unheimlich schwer. Wie schnell ertappt man sich, diesen Rhythmus selbst zu geben. Überhaupt, wie schwer ist es sich leiten zu lassen. Kennt Ihr die Partnerübung, bei der einer die Augen schließt und sich dann vom anderen führen lässt und dem vertrauen muss, dass er einen nicht über Stolperfallen führt? Und dieses Vertrauen (wenn auch nicht mit geschlossenen Augen) sollen wir nun dem Pferd schenken.
Auch der Sitz des Reiters birgt so einige Rhythmus-Fallen. Als Anfänger lässt man sich schon gern mal einfach nur tragen, man weiß ja sowieso nicht ganz, was man mit seinem Körper alles kann (Hilfengebung). Als erfahrenere/r ReiterIn weiß man vom Treiben und den dreidimensionalen Schwingungen des Rückens. Schnell bucht man für sich die Aufgabe, dem Pferd mit den treibenden Hilfen vorzugeben, wie schnell und in welcher Gangart es in welchem Tempo (oder Rhythmus) sich bewegen soll. Das Becken schiebt, die Schenkel treiben und treiben. Nein, ich meine nicht Dich, sondern die anderen. Aber ich lege Dir ans Herz, probiere mal aus zu fühlen, wie der Rhythmus des Pferdes ist, wenn du nicht jeden Schritt heraus treibst, wenn du dich bewegen lässt und spürst, wie der Bauch in seinem eigenen Rhythmus von rechts nach links schwingt. Dann vertraue Dich diesem Rhythmus einmal an. Vielleicht merkst Du, dass Dein Pferd entspannter geht und nach und nach mehr auf treibende Impulse reagiert. Du kannst langsam diesen Rhythmus aufnehmen und ihm folgen und dann auch wieder mehr mitmischen. Prüfe immer wieder, ob es der Rhythmus des Pferdes ist.
Ähnlich wie in der Musik muss sich jeder Musiker dem Rhythmus des Stückes anpassen und kann dann sein Instrument zur Geltung kommen lassen.

„Mein Pony ist aber triebig! Wenn ich nicht treibe bleibt es stehen.“ Vielleicht ist Dein Treiben oder Sitzen unbewusst mit verspannten, festgehaltenen Muskeln verbunden, die Dein Pferd sich nicht frei bewegen lassen. 

Aufwärmen - aber wie?


Man hört es überall und besonders in der kalten Jahreszeit wird es vermehrt Thema: das Pferd muss vor der Arbeit aufgewärmt werden. Jedoch was macht der/die Reiter/in? Wie soll sich ein Pferd losgelassen bewegen, wenn der/die Reiter/in steif, verkrampft oder blockiert im Sattel sitzt?

Hier möchte ich Übungen teilen, die dem/der Reiter/in helfen, selbst locker und beweglich zu sein. 


Aufwärmen - aber wie?


Als Einstieg habe ich eine einfache Übung gewählt, die ein Anfang für mehr Beweglichkeit ist. Da alle Muskelgruppen und Bereiche (wie Füße, Beine, Becken, Oberkörper, Schultern, Hals und Kopf) verbunden sind und Verspannungen übertragen werden können bspw. Steifheiten gelöst werden, wenn man an einer Stelle mit Lösungsübungen anfängt. Nämlich wenn ein Bereich, eine Muskelgruppe blockiert, verspannt ist, hat es zwangsläufig kleinere oder größere Auswirkungen auf andere Muskeln.

Widmen wir uns zuerst dem Kopf:

  1. Am besten Du schließt die Augen, damit Du nicht das Gefühl hast, es sieht dich jemand, trau Dich: mit verrückten, grässlichen Grimassen löst Du nicht nur die Gesichts- und Kaumuskeln, sondern erheiterst auch noch Dein Gemüt.
    Es ist wie beim Pferd, wenn es nicht im Genick und Kiefer locker wird und nachgibt, kann es sich auch nicht losgelassen bewegen und biegen.
  2. Drehe Deinen Kopf nach rechts und links, neige ihn nach rechts und links, sodass die Ohren in Richtung Schultern wandern (nicht die Schultern hochziehen) und kreise ihn von rechts nach links (aber nur vorne und niemals hinten, da das schädlich für die Halswirbelsäule ist).
  3. Und nun zu den Schultern: Zuerst werden sie weit nach oben an die Ohren gezogen, kurz halten und dann locker wieder in die Ausgangssituation bringen. Da all diese Übungen einfach auch zu Pferd umgesetzt werden können, hier noch eine letzte Schulterübung. Dazu werden sie rückwärts gekreist. Wichtig hierbei ist, sie rückwärts zu kreisen, da dies den Rücken und Oberkörper aufrichtet und dazu beiträgt, aufrecht, locker, im Lot auf dem Pferd zu sitzen. 

Als nächstes nehmen wir uns die Hände vor. Denn sie sollen eine sanfte, begleitende Verbindung zum Pferd halten und mitgehen. Das Pferd kann sich nämlich auch nicht lösen oder wird dauernd in der Bewegung und dem Vorwärts gestört, wenn die Zügelhände fest und unbeweglich sind. Das Pferd nickt in der Bewegung und diese Bewegung dürfen wir nicht stören. Stelle Dir vor, Du balancierst und hast ein Seil in der Hand. Damit hältst Du Kontakt zu einem Begleiter - zur Sicherheit. Jedoch der passt nicht auf und folgt Dir nur sporadisch. Plötzlich zuckt er mal am Seil, lässt los oder hält gegen, obwohl Du weitergehen möchtest. Das wird Dich beim Balancieren garantiert stören und aus dem Gleichgewicht bringen. Ebenso wirst Du unsicherer und langsamer vorankommen. Deshalb nehmen wir uns nach der Schulterübung die Hand und Arm vor:
  1. Deine Arme hängen locker aus der Schulter herunter und haben die Position, wie beim Reiten. Bewege nun Deine Arme vor und zurück, als würden sie schaukeln. Zuerst soweit es geht (immer in der angewinkelten Position der Zügelhand, so dass sich der Winkel in der Armbeuge ständig verändert) und dann Stück für Stück weniger werdend. Hiermit findet Dein Arm eine Position, wo er entspannt hängen kann, ohne halten zu müssen. Denn wenn Du die Arme hältst, also in einer Position, die Kraft braucht, werden zwangsläufig die Schultern fest.
  2. Und nun folgen die Hände mit der Positionsfindung: Sie stehen als Zügelfäuste aufrecht, der Daumen liegt oben auf. Nun drehst Du Deine Hände hin und her, also eindrehen und ausdrehen, nach innen, wo sie sich nähern und nach außen. Du beginnst wieder mit einer möglichst großen Bewegung soweit es geht. Dann wird die Bewegung immer wenig bis Du für Dich die Mitte gefunden hast, in der die Hände eine angenehme lockere Position haben. Hieraus können sie am besten einwirken, weil sie entspannt sind.
  3. Nun springe ich einmal zum anderen Körperende - den Füßen. Die gleiche Übung kannst Du mit den Füßen machen. Lass sich einfach hängen und beginne zu kreisen. Einmal rechtsherum, einmal linksherum und am Ende schön ausschütteln. Nun bewegst Du das ganze Bein vor und zurück. Zu Anfang wieder in großen Bewegungen und dann immer weniger werdend, bis zu Du Deine Mitte, die entspannte Position gefunden hast, in der Dein Bein am Pferd liegen kann. Es ist hierbei nicht vordergründig wichtig, dass es "korrekt" liegt. Denn verkrampft korrekt bringt gar nichts. Wenn Du weiß, dass Dein Bein nicht die korrekte Haltung hat, sind Sitzübungen in der Bewegung am sinnvollsten - am besten an der Longe. Auch die Füße sollen nicht in eine Position gezwungen werden. "Fußspitzen" nach innen oder "Knie an den Sattel" - das ist kontraproduktiv.
    Ist der Absatz weg oder herunter gedrückt,spannt sich die Wade und kann nicht mehr fühlen und ebenso überträgt sich diese Festigkeit aus Wade und Fußgelenk auf das Becken. Der Fuß liegt ohne extra Druck mit dem Zehballen im Steigbügel. Das Fußgelenk und Bein kann sie die Bewegung fließen lassen und federn.
    Was nicht natürlich ist, macht fest und dadurch verlieren wir ein lockeres mitschwingendes Becken. Die Füße sollen entspannt im Steigbügel stehen und in der Bewegung im Fußgelenk mitgehen also federn. Hierfür ist es wichtig, dass Du richtig im Steigbügel stehst. Der Steigbügel liegt nicht in der Fußmitte und auch nicht unter den Zehen. Fühle ihn dort, wo der Ballen des großen Zehs ist. Du findest die richtige Postion am besten, wenn Du Dir vorstellst, Du willst auf Zehenspitzen gehen und brauchst sicheren Halt. Auch beim Reiten soll das Gefühl da sein, sich zu erden, mit den Füßen einen Kontakt zum Boden zu haben, über den Steigbügel natürlich.

Nun gehen wir noch zu Deiner Mitte.
  1. Das Becken als Grundlage des Sitzes hat eine besondere Bedeutung. Es ist die direkte Verbindung zum Pferd und der Ausgangspunkt von allem Reiten. Denn der Sitz ist die primäre Hilfe und der Körperteil, der als erstes mit der Bewegung in Kontakt kommt. Das Becken fühlt und folgt, nimmt auf und leitet weiter und formt und lenkt das Pferd. Alle weiteren Hilfen sind Verfeinerungen. Umso wichtiger, dass wir im Becken locker und beweglich sind. Hier soll es nun darum gehen, die Mitte und entspannte Grundhaltung zu finden. Sitze aufrecht auf dem Pferd im Sattel, die Beine hängen entspannt ohne eine Position zu fixieren. Nun rollst Du im Sattel mit dem Becken nach vorn und dann nach hinten. Das heißt Du machst den Rücken rund, in dem Du das Becken nach hinten kippst, das Steißbein versuchst nach vorn zu schieben - ähnlich dem Anschaukeln. Nun folgt die Bewegung in die andere Richtung. Der Po bewegt sich nach hinten, das Becken kippt nach vorn und der Rücken macht ein Hohlkreuz. Wiederhole diesen Ablauf mehrmals und dann wirst Du kleiner in der Bewegung - Stück für Stück kippst Du nicht mehr bis an die Bewegungsgrenze, bis Du in der Mitte angekommen bist. Die Endposition ist deine gefühlte Mitte, wo Du entspannt aufrecht sitzt. Das ist immer die Ausgangsposition. "Fehler" hierin, ein Hohlkreuz beim Reiten oder Rundrücken, nach vorn gedrückte Schultern etc. aus bspw. der täglichen Sitzposition im Büro, können nicht von jetzt auf gleich beseitigt werden, wenn Du Dich in eine Position zwingst. Auch hier ist eine gute Sitzschulung mit gezielten Übungen für mehr Geschmeidigkeit und Körperhaltung nötig.
Das Becken (Sitz) ist die wichtigste Verbindung zwischen Pferd und Reiter. Becken und Pferderücken sind wie ein Tanzpaar, wie kommunizieren, fühlen, leiten und folgen sich. Tanzen ist harmonisches Miteinander - eine gemeinsame Bewegung.
  1. Eine zweite Übung lockert die Wirbelsäule. Drehe Deinen Oberkörper soweit Du kannst nach rechts, schau dabei nach hinten. Nun drehst Du Dich nach links. Dein Oberkörper dreht sich, Dein Becken liegt ruhig. Anschließend neigst Du den Oberkörper nach rechts und danach nach links - dehnst also die linke und die rechte Seite abwechselnd. Beide Übungen führst Du so oft durch, wie es für Dich angenehm ist. Du kannst aufhören, wenn Du Dich locker fühlst oder wieder den Weg gehen, aus der großen Bewegung in die kleine zu kommen und in Deiner Mitte die Übung zu beenden.

Wie fühlst Du Dich nun? Freier als vorher? Super, dann kannst losgehen. Fühle nun die Bewegung im Schritt auf dem Pferd. Fühle den Takt, folge dem Takt, lass Dich mitnehmen. Reite zu Beginn nur mit dem Sitz: leite Wendungen bewusst ein und steuere das Tempo. Du kannst damit spielen, die Bewegungen größer werden zu lassen und Dein Pferd zu mehr Raumgriff zu animieren und aus mit weniger Beckenbewegung wieder zurückzuholen. Spiele mit der Einwirkung, ohne zu stören. Für mich ist dieser Beginn eine schöne Art in Einklang mit dem Pferd zu kommen, das Gefühl an erste Stelle zu setzen und sich immer wieder zu erinnern, dass der Sitz vor allem anderen kommt.
Viel Freude!


Wer Lust verspürt kann mir gern seine Lieblingsübung schreiben und sie so mit anderen Lesern teilen.
Ich hoffe ich habe Dich mit solch einfachen Übungen nicht gelangweilt. Ich weiß, Du bist viel gelenkiger.
So und nun rauf aufs Pferd.



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Harmonie


Harmonie entsteht, wenn man sich auf seinen Gegenüber einlässt. 
Harmonie ist „Gleichklang“, das etwas zusammenpasst und aufeinander abgestimmt ist. 
Auf das Reiten übertragen bedeutet das, sich in den Partner Pferd hineinzufühlen, seinen Rhythmus anzunehmen und dann gemeinsam Änderungen wie Richtung, Tempo oder Form (Oberlinie, Rahmen) umzusetzen. 

Um in Harmonie bspw. Lektionen zu reiten oder einfach nur einer gedachten Linie in einem bestimmten Tempo zu folgen, ist eine klare Kommunikation gefragt. Klar bedeutet eindeutig, aber nicht deutlich wie ein Hammer sondern einfühlend, fragend, leitend und dann abwartend, auf eine Antwort zu warten und darauf wiederum zu reagieren. 
Lob ist eine Reaktion – die motiviert und Freude am Miteinander bringt. 
Die Voraussetzung für Kommunikation ist eine positive Grundhaltung dem Pferd gegenüber und es zu Wort kommen zu lassen.







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