Reiten
ist mehr als auf einem sich bewegenden Lebewesen zu sitzen und es mit
den sogenannten „Hilfen“ zu kommandieren oder befehlen. Ein Pferd
ist keine Maschine. Und der Reiter sollte kein Dresseur sein.
Wenn
man wissen möchte, was Reiten ist, sollte man nach dem Ziel des
Reitens suchen. Das Ziel hierbei sind jedoch nicht Turniere,
besonders hoch zu springen oder besondere Kunststückchen vorführen
zu können. Das Ziel ist eine feine Verbindung – eine sanfte und
„geflüsterte“ Kommunikation. Warum?
Ohne
Verbindung gibt es kein Miteinander. Nur eine von beiden Seiten
angestrebte Verbindung, also etwas Gemeinsam zu tun, ist die
Grundlage für Resultate. Ist die „Verbindung“ nur von einer
Seite sozusagen aufgestülpt, kann sie mit einem Joch, mit Zwang
verglichen werden. Die Voraussetzung ist, dass sich beide Parteien
für das Miteinander entscheiden können (sollen).
Das
ist nicht einfach. Denn wir Reiter haben leider zu schnell ein Ziel
vor Augen, was wir, wenn wir zum Stall gehen/fahren erreichen wollen,
auch wenn unser Pferd gerade heute genau das vielleicht nicht will.
Hier kommt die sanfte und „geflüsterte“ Kommunikation ins Spiel.
Solange wir Fragen und auf Antworten warten – ja und sie zulassen –
räumen wir dem Pferd ein Mitspracherecht ein. Es darf auch „Nein“
sagen. Ein Nein höre ich natürlich nur, wenn ich selbst nicht
„schreie“. Deshalb sollte das oberste Ziel sein, sich so zu
verständigen, dass ich nicht laut, kraftvoll oder mit Gewalt spreche
– meine „Hilfen“ gebe. Dabei kann ich nämlich sehr schlecht
eine Antwort wahrnehmen. Denn das Pferd schreit sehr selten. Wenn es
das mal sollte, hat der Mensch das Nachsehen.
Und
Reiten ist Reflexion. Wer es zulässt hat mit dem Partner Pferd einen
tollen Gegenüber, mit dem er an sich arbeiten kann. „Nothing is as
caracterbuilding as training horses.“ (Marijke de Jong)
Um
Schritt zu reiten – und das möglichst losgelassen, denn das ist
auch das Ziel fürs Pferd – muss zuerst ich etwas für meine
Beweglichkeit, Lockerheit und Fitness tun.
Ein
Gefühl für Takt und Rhythmus ist von Vorteil. Ansonsten muss ich
mir eingestehen, dass ein paar Reitstunden, um diese zu erlernen und
zu verinnerlichen, nicht zu meinem Schaden sind. Denn Reiten sollte
auch heißen, das Pferd so wenig wie möglich zu stören und aus
seiner Balance zu bringen. Balance ist ein anderes weitreichendes
Thema. Das Pferd kann nur dann so geritten werden, dass es möglichst
lange gesund bleibt, wenn der Reiter ihm hilft, seine Balance zu
finden und zu halten auf geraden und gebogenen Linien und in allen
Gangarten – ohne und mit Reiter. Wer das vergisst oder übergeht
schadet seinem Pferd.
Der
Schritt ist ein Vier-Takt. Vier Hufe berühren nacheinander den
Boden. Ja, das klappert so schön auf der Straße :)