Samstag, 16. Mai 2015

Bitten und Fragen


Vor ein paar Tagen hatte ich eine Begebenheit, die mich sehr glücklich gemacht hat. Ich musste jedoch dabei feststellen, dass ich mir dafür manchmal zu wenig Zeit nehme.
Die Beziehung zum Pferd baut sich nicht über Nacht auf und auch nicht, wenn wir nur bitten oder fordern. Sie entsteht durch Zeit miteinander, durch Gegenseitigkeit, Gefühle wahrzunehmen, Bedürfnisse anzuerkennen und zu fragen. Auch ist die Zeit, in der wir das Pferd Pferd sein lassen, besonders
wichtig, damit es gern mit uns zusammen sein möchte und nicht denken muss: "Da kommt ja wieder der Mensch, dann heißt es nun Arbeiten-Müssen." Vielmehr wäre es schön, wenn sich das Pferd freut uns zu sehen, da es verwöhnt wird, ernst genommen wird und Abwechslung bekommt, dass es spannend ist, wenn wir kommen und es uns zeigen darf, wie es ihm geht oder was es heute wünscht.

Vor ein paar Tagen nach unserem "Training" habe ich Vayu zufrieden entlassen und er lief mir wie immer vom Reitplatz zum Stall frei hinterher. Er blieb stehen und gähnte. Ich dachte mir, die paar Minuten nehme ich mir noch und ging hin, um mich noch einmal zu bedanken und ihn zu kraulen. So stand ich neben ihm und streichelte seinen Hals. Dann dachte ich mir, wenn die Pferde sich gern untereinander am Widerrist kraulen, kann ich ihm dort auch etwas gutes tun. Außerdem war das eine gute Möglichkeit das Winterfell herauszukratzen ;)
Vayu fing auch gleich an zu gähnen und sich zu strecken - meine Geste kam also gut an.
Doch damit hatte ich nicht gerechnet. Nach einer Weile dreht sich Vayu zu mir und begann ganz vorsichtig an meiner Hose zu knabbern - so ein massieren mit den Lippen, ganz vorsichtig, kein Beißen, eher ein Zeichen mir meine Massage zurückzugeben. Diese Erfahrung habe ich schon einmal mit Shira gemacht, die mir zeigte, wie sie es freute, von mir verwöhnt zu werden. Ich merkte, wie wichtig es ist, sich für diese kleinen Dinge, Zeichen der Anerkennung, des Dankes und der Pflege der Beziehung Zeit zu nehmen. Und ich danke Vayu, mich so anzunehmen und in diesem kleinen Moment so freundschaftlich zu antworten.


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