Reiten
ist ein ständiges In-Bewegung-Sein; es sind gemeinsame, im Idealfall
aufeinander abgestimmte Bewegungen. Man könnte es auch mit
Bewegungs-Fragen und Bewegungs-Antworten beschreiben. Und das Ganze
ist bei jedem Pferd in einem ganz bestimmten natürlichen Rhythmus.
Das Komplizierte daran ist, dass es für uns einfacher scheint,
unseren eigenen Rhythmus dem Pferd zu vermitteln, als uns nach seinem
zu richten, uns also leiten zu lassen.
Ähnlich ist es mit der
Anlehnung und den Zügeln: dem natürlichen Rhythmus in der
Nickbewegung des Pferdes einfach passiv zu folgen, d.h. die
Bewegungen nicht selbst aktiv zu steuern, ist unheimlich schwer. Wie
schnell ertappt man sich, diesen Rhythmus selbst zu geben. Überhaupt,
wie schwer ist es sich leiten zu lassen. Kennt Ihr die Partnerübung,
bei der einer die Augen schließt und sich dann vom anderen führen
lässt und dem vertrauen muss, dass er einen nicht über
Stolperfallen führt? Und dieses Vertrauen (wenn auch nicht mit
geschlossenen Augen) sollen wir nun dem Pferd schenken.
Auch
der Sitz des Reiters birgt so einige Rhythmus-Fallen. Als Anfänger
lässt man sich schon gern mal einfach nur tragen, man weiß ja
sowieso nicht ganz, was man mit seinem Körper alles kann
(Hilfengebung). Als erfahrenere/r ReiterIn weiß man vom Treiben und
den dreidimensionalen Schwingungen des Rückens. Schnell bucht man
für sich die Aufgabe, dem Pferd mit den treibenden Hilfen
vorzugeben, wie schnell und in welcher Gangart es in welchem Tempo
(oder Rhythmus) sich bewegen soll. Das Becken schiebt, die Schenkel
treiben und treiben. Nein, ich meine nicht Dich, sondern die anderen.
Aber ich lege Dir ans Herz, probiere mal aus zu fühlen,
wie der Rhythmus des Pferdes ist, wenn du nicht jeden Schritt heraus
treibst, wenn du dich bewegen lässt und spürst, wie der Bauch in
seinem eigenen Rhythmus von rechts nach links schwingt. Dann vertraue
Dich diesem Rhythmus einmal an. Vielleicht merkst Du, dass Dein Pferd
entspannter geht und nach und nach mehr auf treibende Impulse
reagiert. Du kannst langsam diesen Rhythmus aufnehmen und ihm folgen
und dann auch wieder mehr mitmischen. Prüfe immer wieder, ob es der
Rhythmus des Pferdes ist.
Ähnlich
wie in der Musik muss sich jeder Musiker dem Rhythmus des Stückes
anpassen und kann dann sein Instrument zur Geltung kommen lassen.
„Mein
Pony ist aber triebig! Wenn ich nicht treibe bleibt es stehen.“
Vielleicht ist Dein Treiben oder Sitzen unbewusst mit verspannten,
festgehaltenen Muskeln verbunden, die Dein Pferd sich nicht frei
bewegen lassen.
Ein Versuch ist es doch Wert. Und wenn Du nicht gleich zu viel erwartest und positiv denkend herangehst, Dein Pferd beobachtest und Dir dabei vorstellst, dass Dich Dein Pferd immer verstehen möchte und wenn es nicht so reagiert, wie Du willst, Deine Sprache nicht eindeutig genug war, zu ihm zur Abwechslung bewusst zuhörst, dann wird es Die sicher ein Aha-Erlebnis, eine Antwort geben - vielleicht auch ein richtig schönes Geschenk machen.
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